Bridge-Reisen

Und Sie bewegt sich doch.

Wenn einer eine Reise tut – dann freuen sich die anderen.

Bei einer Bridge-Reise sind das meistens diejenigen Clubmitglieder, die nicht mitgefahren sind, weil während der Zeit der Bridgereise durch die Abwesenheit vieler guter Spieler die Chancen steigen, dass sie selber dann bei den Club-Turnieren besser abschneiden können.
Seit dem Jahre 2000, also nunmehr gut 17 Jahren, bin ich Mitglied im Hanseatic Bridge Club Hamburg. Er ist von der Mitgliederanzahl und auch von der Spielstärke her der größte Club in Hamburg und sicherlich einer der größten in Norddeutschland.
Geleitet wird er von einem polnischen Ehepaar, der Familie Pikarek. Josef Pikarek ist einer der besten Spieler der Welt. Er hat in den letzten 20 Jahren diverse Bridge-Reisen für seine Klubmitglieder und auch für Nichtmitglieder organisiert. Er wollte uns natürlich auch nebenbei seine polnische Heimat zeigen. Leider ist dies irgendwann für die meisten von uns zu viel geworden. Man kann zweimal oder viermal oder vielleicht sogar achtmal an verschiedenen Stellen nach Polen reisen, aber dann ist es einfach genug.
Zwischendurch gab es Reisen an die Müritz, die uns allen sehr gefallen haben. Außerdem ist ein Bekannter von ihm der Eigentümer eines Sporthotels in Hitzacker an der Elbe. Dorthin gab es und gibt es jetzt noch jedes Jahr ein oder zwei Reisen. Aber auch Hitzacker wird dann uninteressant, wenn man öfter dagewesen ist als diese hübsche Kleinstadt Einwohner hat.
Die Epoche der Bridgereisen im Hamburger Club geht für mich zu Ende, ich bin dort jetzt ausgetreten. Grund war die Tatsache, dass sich herausstellte, dass Josef Pikarek zusammen mit seinem Partner bei allen großen internationalen Bridgeturnieren auf der ganzen Welt im Grunde genommen permanent betrogen hat.

Bei einem Bridge-Spieler der Weltklasse ist naturgemäß der Intelligenzkoeffizient extrem hoch. Umso bedauerlicher ist es, dass so ein Mensch nicht die minimalen Regeln des ganz normalen Betrugs kennt oder anwendet.
Jeder betrügt seine Versicherung – das ist als Volkssport normal und regt niemanden auf. Die allermeisten betrügen bei Ihrer Steuer – das ist auch normal, auch wenn es nicht ganz so einfach ist. Die allermeisten träumen davon, einmal Ihre Bank zu betrügen statt umgekehrt. Frei nach dem schönen Wort von Bertold Brecht: „… Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ So ein Unterfangen in die Wirklichkeit umzusetzen schaffen aber nur die allerwenigsten.
Wenn diese drei Beispiele des Schummelns als Volkssport gewählt sind, so weiß man doch auf der anderen Seite auch ganz klar, was absolut nicht geht: seine Geschäftspartner, seine Kunden oder Lieferanten zu beschummeln oder zu betrügen ist absolutes No-Go, man schadet sich in jedem Fall nur viel mehr als das, was man eventuell Nutzen daraus ziehen könnte.
Egal durch welche Tätigkeit ich als Familienvater mein Geld verdiene, ich bin abhängig von den beiden wichtigsten Gruppen in meiner kleinen privaten Wirtschaftswelt, meinen Lieferanten und den Kunden. Und wenn ich hier jemanden betrüge, bin ich einfach blöd.
Man kann nur ganz schnell den Ast absägen, auf dem man sitzt.
Aus Enttäuschung darüber, dass diese wirtschaftliche Minimal-Konfiguration bei unserem Clubpräsidenten nicht vorhanden war, habe ich den Club jetzt verlassen. Trotzdem waren die Jahre natürlich schön und prägend, auch die Reisen waren eine wirklich angenehme Abwechslung.

Auch wenn diese Abwechslung oftmals hauptsächlich darin lag, dass man während der Reise an sieben Tagen der Woche jeden Tag 5 Stunden Bridge spielte und nicht wie sonst in Hamburg an nur drei Tagen der Woche und nur jeweils drei 3 Stunden pro Tag.
Da ich mit meinen derzeit 71 Jahren noch zu den absolut jüngeren Mitgliedern in unserem Bridgeclub gehörte, kann ich davon ausgehen, dass ich, wenn alles gut geht, noch einige Jahre Bridge-Reisen mit Freunden oder Bekannten und mit anderen Gruppen in andere Gefilde erleben könnte.
Hier jetzt einige Bilder von einigen Reisen.