Eine Reise nach Italien
Sein Hobby mit Reisen zu verbinden ist schön.
Sein Hobby mit vielen Reisen zu verbinden ist noch schöner.
Sein Hobby mit zu vielen Reisen zu verbinden ist schön blöd.
Geld zu haben, ist meistens den etwas Älteren vorbehalten.
Zeit zu haben ist ebenfalls ein Privileg der Menschen, die ihren Beruf mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gelassen haben.
Beides zu haben ist das Merkmal der immer größer werdenden Anzahl von Hobbyreisenden.
Ob zum Golfen nach Spanien und Florida,
Ob zum Tauchen auf den Caymans oder Malediven,
Ob zum Gruppensex nach Thailand
oder ob zum Bridge spielen nach Italien?
Sein Hobby mit Reisen zu verbinden ist schön.
In Italien ist Bridge spielen ein Volkssport der reichen älteren Damen.
Die beiden reichsten Witwen Italiens haben sich jeweils die Nationalmannschaft von sehr erfolgreichen Bridge-Ländern gekauft, die Akteure dann irgendwie nationalisiert und diese Spieler spielen jetzt für jene Damen, denen entweder die gesamte italienische Nudelproduktion, Autoproduktion oder Modeproduktion gehört- sie spielen jetzt als Leib- und Lust-Sklaven für ihre manchmal etwas oversized- getakelten Herrinnen im Namen von Bella Italia.
Aber es gibt noch andere Gründe, weshalb in Italien so viel und so gerne Bridge gespielt wird.
Im Norden, in einer sehr schön gelegenen Landschaft zwischen Venedig und Mailand, gibt es einen kleinen Ort, der seit Jahrhunderten heißes Thermalwasser aus einem Berg hervorquellen lässt- und wo diesem Wasser ebenfalls seit Jahrhunderten schon eine besondere Heilwirkung nachgesagt wird.
Dieser kleine Ort heißt Abano und ist in Fachkreisen für seine inzwischen über 60 Hotels- alle mit eigenen Thermalbadanlagen, Pflegestationen, Weinkellern und oftmals eigenen Bestattungsunternehmen- bekannt, berühmt und gelegentlich berüchtigt.
Bridge wiederum wird in der ganzen Welt von älteren Damen gespielt, die perfekt in das Beuteschema der Hoteldirektion dieses hübschen kleinen Abano-Städtchens passen.
Es gibt wohl kaum einen Bridge-Veranstalter in Europa, der nicht mindestens einmal im Jahr eine schöne Wellness-Reise nach Abano anbietet.
Ich selber war im Februar dieses Jahres- also 2019- zum ersten Mal mit einer Bridge-Gruppe in Abano.
Da meine liebe Frau und Pflegerin mit mir immer noch einen größeren Teil des Jahres in der dominikanischen Republik am herrlichen Strand der Karibik verbringt und meine persönlichen Bridge-Ambitionen dort auf der Karibikinsel nicht wirklich ausgelebt werden können – es gibt unter den 7 Millionen Menschen, die in dieser schönen Tropeninsel so ungefähr 18-22 Bridge-Spieler sind und die auch überwiegend 250 km entfernt von uns in der dortigen Hauptstadt leben, deswegen hatte ich vor einiger Zeit beschlossen, dass wir, wenn wir nach Europa kommen, auch versuchen wollen mit kleineren Reisen unsere Zeit auf möglichst ruhige und angenehme Weise verbringen wollen, unsere Zeit auf möglichst ruhige und angenehme Weise verbringen wollen, unsere Zeit auf möglichst ruhige und angenehme Weise verbringen wollen, unsere Zeit auf möglichst ruhige und angenehme Weise verbringen wollen.
Aus diesem Grund lernten wir innerhalb von kurzer Zeit verschiedene Anbieter mit ihren verschiedenen Programmen kennen.
Ob an der deutschen Ostseeküste, in Teneriffa, auf Mallorca, in den benachbarten deutschen Ländern, in Marokko oder jetzt in Italien – ich suche praktisch den einen oder die beiden Reiseveranstalter, deren Programme, Hotels und sonstige Aktivitäten mir so gut gefallen würden, dass ich sie dann für die nächsten Jahre gerne noch mal in Anspruch nehmen könnte.
Und dieses Jahr sollte es dann zum ersten Mal nach Abano gehen.
Dort mit meinem Harem angekommen – über die Tatsache, dass ich inzwischen gelegentlich als Scheich angeredet werde und mit leichter Verwunderung auf mein jeweiliges begleitendes Harem geschaut wird- auf diesen recht persönlichen Aspekt im Rahmen meiner Bridge-Reisen werde ich an anderer Stelle berichten. Hier würde es nur zu Verwirrungen führen.
Ich hatte mich in diesem Jahr bei drei Bridge Reiseveranstaltern angemeldet.
Zuerst Abano, dann Marokko, dann zum Schluss noch einmal Mallorca. Und dann wollten wir zurück in die Dom Rep.
Abano im Februar war schön.
Die Landschaft angenehm, das Klima weder kalt noch heiß, die Bridge-Gruppe mit erwartungsgemäß etwas unterschiedlichem Niveau aber insgesamt für uns gut und nett, das Hotel erstklassig, das Essen wunderbar und die dortige hoteleigene Thermenanlage, sowohl in der Halle als auch draußen im weitläufigen Garten, war perfekt.
Insgesamt hätte ich bei einer Bewertung dem Ganzen fünf Sterne gegeben.
Das Hotel befand sich seit vier Generationen im Besitz einer italienischen Familie und das merkte man.
Gediegene Aufmerksamkeit, ein sehr freundlicher und dabei auch perfekt zurückhaltender Service im gesamten Hotelbereich, gute ärztliche und wellnessmäßige Versorgung – es blieben nach zwei Wochen nur wirklich positive Erinnerungen zurück.
Das Hotel hieß Bristol Buja, der Name wird in diesem Bericht noch häufiger auftauchen.
Im Frühjahr gab es in der dominikanischen Republik einen Gerichtstermin, den Nelly wahrnehmen musste.
Sie ist 15 Jahre Besitzerin eines wunderschönen karibischen Grundstücks mitten in einer paradiesischen Ursprünglichkeit, wie man es sonst wohl kaum noch irgendwo anders findet – und dieses kleine Fleckchen an einem der schönsten Urwald-Strände der Karibik ist seit Jahren Objekt der Begierde einer großen, starken und einflussreichen dominikanischen Mafia, angeführt durch einige Star-Anwälte, deren Honorare genauso hoch sind wie ihre gleichzeitigen Verbindungen in die dortigen Richterkreise.
Über dieses Grundstück wird seit über zehn Jahren vor Gericht in der Domstraße gestritten. Man versucht Nelly als Eigentümerin systematisch mürbe zu machen.
Aber da Nelly dieses Grundstück inzwischen als ihr Baby betrachtet, kämpft sie darum mit dem Herzen einer Löwin, deren Baby von Krokodilen mit weit aufgerissenem Maul jedes Mal furchterregend bedroht wird, wenn sie zum Trinken an die Wassertümpel kommen.
Normalerweise gibt es zwei Verhandlungen im Jahr. Eine im Frühjahr und eine im Herbst.
Die Frühjahrsverhandlung war vorbei und zur Herbstverhandlung wollte sie dann wieder dort vor Gericht erscheinen.
Ich selber habe seit langem die Hoffnung aufgegeben, dass die ganze Angelegenheit irgendwie doch noch zu einem für uns einigermaßen vernünftigen Ende kommen wird.
Meine bewundernswerte Chefin Nelly aber kann sich viel besser, emotionaler und hoffentlich eines Tages auch erfolgreicher vor Gericht alleine präsentieren- ohne einen älteren deutschen Herrn neben sich zu haben, der teils staunend, teils verächtlich, teils bittend und teils das Gericht verachtend sich dort präsentiert – das hat in all den letzten Jahren überhaupt nichts genützt.
Und deswegen habe ich schon seit längerem diese Verhandlungen nicht mit meiner gepflegten Anwesenheit beehrt.
Die Herbstverhandlung sollte im September sein, und da Nelly dann aus den bereits geschilderten Gründen wieder alleine in die Domrep zur Verhandlung reisen wollte, hatte ich genügend Zeit, mich in diesen drei Wochen wieder um eine kleine Bridgereise zu kümmern.
Da Nelly als Chefin, Pflegerin und Dolmetscherin zwischen teuflischen Verwünschungen am Bridge-Tisch und himmlischen Begeisterungen im Restaurant diesmal als Begleitung ausfallen würde, hatte ich die Idee, meine inzwischen wieder in Hamburg lebende etwas jüngere Schwester zu reaktivieren.
Ich ernannte sie also zur Betriebsratsvorsitzenden in meiner privaten Bridge-Reise-Firma.
In dieser Funktion konnte sie mich dann problemlos begleiten und so buchte ich noch einmal Abano als Reiseziel.
Um einmal andere Bridge-Veranstalter kennen zu lernen, suchte ich mir einen Veranstalter aus, dessen Reise genau in die Zeit viel, in der Nelly drüben in der Domrep vor Gericht kämpfen würde.
Diese Reise wurde bestätigt und alles verlief in der Vorbereitung normal.
Bis auf ca. zehn Tage vor Reisebeginn erhielt ich die unschöne Nachricht, dass mangels ausreichender Beteiligung diese Reise von diesem Veranstalter gestrichen worden sei.
Über die Einzelheiten dieser Stornierung gibt es ebenfalls mindestens eine kleine Geschichte zu erzählen, die aber hier nicht ihren Platz hat.
Nach der Stornierung suchte und fand ich tatsächlich noch einen weiteren deutschen Bridge-Reiseveranstalter, der ebenfalls in der Zeit war, in der Nelly drüben in der Dom-Rep in ihrer Gerechtigkeits-Mission unterwegs war, der also tatsächlich in dieser Zeit auch noch eine Bridgereise nach Abano anbot.
Einige Telefonate und auch diese Reise war gebucht, bestätigt und bezahlt.
Vor zwei Tagen kamen also meine Schwester Anja und ich frohen Mutes und gespannt auf das, was uns hier erwarten würde, in Abano an.
Meine Schwester Anja hat, um es mit den Worten unseres verblichenen großen Pfälzer Sau-Magens zu sagen, die Gnade der späten Geburt.
Sie kannte Abano und alles, was irgendwie damit zusammenhängt, nur aus den leicht schwärmerisch verklärten Erzählungen und Beschreibungen ihres älteren Bruders.
Wir wurden wie verabredet am Flughafen von einem Wagen unseres Hotels erwartet und waren 1 Stunde später in der Stadt, die für die nächsten zwei Wochen Zentrum eines Planschens, Bridgespielens und schönen Essens sein sollte.
Um das zu verstehen, was dann in den nächsten beiden Stunden passierte, wäre es sehr hilfreich, wenn der geneigte Leser den wunderschönen Spielfilm „Gran Hotel Budapest“ irgendwann einmal gesehen hätte.
Ohne jetzt den Inhalt dieses Oscar-gekrönten Spielfilms in epischer Breite nachzuerzählen, sei hier nur soviel gesagt:
Es handelt sich um ein ehemaliges Grandhotel irgendwo an der österreichisch-ungarischen Grenze, das vor 120 Jahren wohl seinen Höhepunkt gehabt hatte, aber jetzt seit einer Generation verlassen und still vor sich hin dämmert.
Als wir unser Hotel betraten, umgab mich im Prinzip sofort eine ähnliche Atmosphäre.
Großes, komplett leeres Hotel- Lobby- Sitzanlagen.
Eine kleine Rezeption, an der verträumt 60 Zimmerschlüssel hängen.
Alle mit dicken Metallketten an verrosteten Haken aufgehängt. Und jeder Schlüssel verdeckt halb das hinter dem gehörigen kleinen Zimmer-Fach.
In keinem der Fächer war auch nur ein einziger heller Punkt zu sehen, was nach einer Mitteilung, einem Brief oder irgendeiner anderen Information aussah.
Über den ganzen schwebte ein leicht süßlicher Geruch von abgebrannten Räucherkerzen vermischt mit dem Rest von Schweiß der letzten 20 Jahre.
Anja hatte sich vorher dieses Hotel im Internet angesehen und sie meinte nur, dass diese Aufnahmen sehr gut nachkoloriert waren.
Der ehemals wohl rötlich-blaue Teppich, der von der Rezeption in einen unheimlich langen Gang führte, muss zum Zeitpunkt seiner Verlegung irgendeine Farbvariante gehabt haben.
Inzwischen war er komplett naturgrau, was wohl an den Schuhen lag, die seit vielen Jahren über diesen Teppich liefen und der Oberfläche des Teppich-Läufers eine interessante Mischung zwischen hundekackebraunem und asphaltsgrauem Staubbelag gaben.
Wir waren in den 200 m2, die sich um die Lobby verteilten, die einzigen Lebewesen- bis zu dem Moment, als der Portier erschien.
Er übergab uns freundlich lächelnd zwei Umschläge und bat um unsere Ausweise, die wir ihm gaben, denn in Italien kann man nicht einchecken, ohne dass der Ausweis bei der Rezeption hinterlegt wird.
Als wir uns gerade auf den Weg machen wollten zu unseren Zimmern, meinte der Portier, dass die Bridge-Gruppe irgendwo links in einem der dortigen Räume spielen würde.
Das war für mich etwas seltsam, denn ich wusste aus dem Programm, dass jeden Abend von 20.00 bis 22.30 Uhr das Bridgeturnier gespielt werden sollte- und jetzt war es so kurz nach 19:00 Uhr.
Wir gingen also in die angezeigte Richtung und fanden hinter einer Wand dann auch einen kleinen Raum, wo eine kleine Gruppe von Menschen an vier Tischen Karten spielte.
Bridge-Tische haben normalerweise eine vorgegebene Jahresanzahl von 250 +.
An einem Tisch sitzen immer vier Personen, und deren Alter zusammengezählt ergibt in aller Regel eine Zahl, die zwischen 250 und 300 liegt.
Bridges sind bekanntlich ein Spiel der Zahlen und deshalb werden auch solche Angaben unter Fachleuten immer in Ziffern genannt.
Bei diesen vier Tischen war die Addition des Alters der jeweiligen vier Personen nach oben offen, zumindest waren keine ersichtlichen Fräuleins mehr darunter.
Ein größer freundlicher Herr stellte sich dann uns als Reiseleiter und hier auch gleichzeitig Turnierleiter vor, fragte, ob alles in Ordnung sei und wünschte uns einen guten Abend.
Er sagte noch, dass heute Abend das Gala-Dinner auf dem Programm sei, deswegen habe man in diesem Fall das Turnier vorgezogen, um danach dann gemeinsam das Gala-Essen genießen zu können.
Und wir seien dazu herzlich eingeladen.
In den kurzen Momenten, in denen wir am Anfang das Spiel an den vier Tischen beobachteten, sahen wir noch etwas recht merkwürdiges.
Der Leiter erklärt an einem Tisch irgendwelche Spielzüge, bewegt dazu auf dem Tisch liegende Karten hin und her und das ganze sah aus wie beim Unterricht.
Verglichen mit einem Fußballspiel war die Situation dann in etwa so, als ob der Schiedsrichter das Spiel unterbricht, um beiden Mannschaften einmal kurz mit dem Ball zu demonstrieren, wie sie besser und effizienter ihren jeweiligen Gegner umhauen können, um dann ungestört die Tore zu schießen.
Als wir von diesem Senioren-Tagesraum zurück zur Lobby kamen, fragten wir noch nach dem Code für das Internet.
Wir bekamen beide einen kleinen Zettel mit dem entsprechenden Code.
Anja fragte dann noch zur Sicherheit, ob das Internet auf dem Zimmer vorhanden ist.
Der Portier schüttelte traurig lächelnd den Kopf und meinte nein, man habe ein gutes Internet, aber der Empfang ist nur unten in der Lobby möglich.
Wir gucken uns kurz an und die Augen meiner lieben Schwester wurden leicht wässrig.
Oben, in irgendeinem Stockwerk dieses großen Hotels, liefen wir dann an Dutzenden von leeren Zimmern vorbei bis wir am Ende irgend eines Ganges zwei Türnummern fanden, wo von außen die Schüssel steckte und die somit ganz offensichtlich uns zugedacht waren.
Ich ging rein und machte das Licht an.
Als das Hotel gebaut wurde, hatte man offensichtlich mehr auf die Leuchtkraft von Kerzen gesetzt als auf das damals noch in der ersten Entwicklung befindliche Elektrizitätssystem.
Nach dem Ertasten von einem Schalter gingen zwei gelb-rötlich funkelnde kleine Lampen an.
Es war unklar, ob es sich um die Beleuchtung im Eingang oder im Schlafzimmer handelte.
Einige Generationen vor uns waren die Besucher solcher Hotelzimmer mit Sicherheit angetan davon, dass es nur Andeutungen über ihr seinerzeitiges dortiges Treiben gab.
Wenn sie sich zu stark bewegten, gingen die Kerzen aus, und wenn sie sich nicht bewegten, deckte der Staub in der Luft verträumt umherschweifend seine dunklen Teile auf den Rest der Glühlampenoberfläche.
Der einzige Ort, wo es heute noch so eine Art der Beleuchtung gibt, sind die Priester-Hotels in der Don Rap.
Dort sind seit Jahrhunderten die testotserongesteuerten kirchlichen Würdenträger zusammen mit ihren dominikanischen Geliebten gelandet, um sich endlich mal auch weltlichen Genüssen hinzuzugeben.
Und dabei störte ein Licht der Erkenntnis nur das fromme Treiben.
So etwas aber jetzt in einem Sterne-Hotel in Abano vorzufinden war eine Überraschung, mit der wir wirklich nicht gerechnet hatten.
Ich fand ein großes Fenster und öffnete es und das Licht des gegenüberliegenden Hotels leuchtete dann auch mein Zimmer einigermaßen klar aus.
Auf dem Bett lagen höflich verstreut zwei kleine Handtücher.
Ob die noch ein Relikt aus der Priesterzeit waren oder eine Aufforderung zur heutigen Hygiene sein sollten, war nicht klar zu erkennen.
Offensichtlich war aber, dass ich in diesem Moment der einzige Gast in diesem Zimmer war und so begann ich in einer Mischung aus Verwunderung, Resignation und aufkommender leichter Wut die paar Sachen aus der Tasche zu nehmen, die ich mitgebracht hatte- um sie jetzt in diesem Zimmer in das Dunkel irgendeines Schranks rein zu schmeißen.
Nach 5 Minuten hatte ich Sehnsucht nach etwas frischer Luft und einem dicken dunkelgrauen Schmutzläufer, an dessen Ende mit Sicherheit irgendetwas von Zivilisation zu erwarten war.
Man merkt bei Geschwistern, dass sie öfter als andere Menschen eine gleichzeitige Vorgehensweise haben.
So war es auch bei uns.
In dem Moment, als ich mein Zimmer verließ, kam Anja aus dem Nebenzimmer.
Es war im Prinzip nicht mehr wirklich meine Schwester Anja, sondern eher ein lebendes und leicht schwankendes Fragezeichen.
Es gibt Situationen, da braucht man im Grunde genommen keinerlei Kommunikation mehr.
Beide denken absolut das Gleiche und trauen sich aus Respekt vor dem anderen nicht irgendetwas von ihren Gedanken zu artikulieren.
Wie ging es runter zum Speisesaal?
Das Gala-Diner würde unsere Laune sicherlich irgendwie wieder ins Lot bringen, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Um das, was jetzt in den nächsten 10 Minuten passiert, richtig schildern zu können, sollte man tatsächlich den Film Grand Hotel Budapest gesehen haben.
Dort sitzt in einer Schüsselszene der Hauptdarsteller in der Mitte eines riesigen Speisesaales umgeben von 20 oder 30 Lehrern weißgedeckten Tischen.
Ganz am Ende des Raums steht ein Bediensteter in der Liste, um diesen Gast bestmöglich zu bedienen. Das ganze ist in rötlich-braunen Farbtönen gefilmt.
Die Stimmung, die aus diesen Bildern kommt, ist vielleicht noch vergleichbar mit einer berühmten Szene im ebenso berühmten Film „Das Schweigen der Lämmer“.
Dort betritt Julie Forster als Kommissarin Clarice Starling die Zelle des Kanibalen Dr. Hannibal Lecter, gespielt vom wunderbaren Anthony Hopkins, um ihn nach seiner Meinung zu ihrem Fall zu fragen.
Diese beiden liefern sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das zum Schluss tragisch endet.
Im Film Grand Hotel Budapest gibt es ein ähnliches Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem einzigen Gast und der Person des einzigen Bediensteten. Auch dies endet tragisch.
Diese ganzen Bilder gingen mir durch den Kopf, als ich zusammen mit meiner lieben Schwester jetzt den Speisesaal dieses Hotels betrat.
40-50 leere Tische und auf der einen Seite und ganz an der Seitenwand des Raumes ca. 6-8 Tische, jeweils mit einer oder zwei oder drei Personen.
In der Mitte des Raumes, der quer durch den Saal zur Küche führte. Dort waren zwei oder drei Tische mit Gläsern dekoriert, sodass Anja und ich uns dort hinsetzen.
Dann fing Liberace an zu spielen.
Jedes Hotel hat den Klavierspieler, den es verdient.
In diesem Speisesaal war für die Anwesenden vielleicht 15-20 Personen ein Klavierspieler an einem auf einem Podest montierten großen Flügel zu sehen, dessen großkariertes Glitzer-Jackett lange vor Peter Frankenfeld Mode gewesen sein musste.
Auf dem kleinen, runden Tisch, an dem wir Platz nahmen, war eine Speisekarte neben einem Kerzenhalter hingestellt und dort war in feinster Schnörkelschrift das Wort „Galamenü“ geschrieben.
Es gab dann laut Karte Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise, verziert mit einigen französischen und englischen Begriffen aus der Welt der Restaurants.
Wir waren gespannt, was jetzt passieren würde.
Ein junger Kellner in perfekt geschnittenem Smoking kam zu uns, machte eine leichte Verbeugung, wünschte Guten Abend und entzündete mit der ganzen Grazie eines italienischen Restaurant-Tenors die halb abgebrannte Kerze, die noch im Halter steckte.
Dann verbeugte er sich, nahm den nicht gegebenen Applaus ohne mit der Wimper zu zucken zur Kenntnis, drehte sich um und ging langsam zurück in Richtung Küche.
Das ganze war vielleicht ein Auftritt von einer knappen Minute, aber das angenehme Stöhnen und verträumte Räuspern der 70- bis 90-jährigen Spielerin, die in der letzten Reihe an der Wand saßen und diese Zeremonie andächtig verfolgten, war nicht zu überhören.
Der elegante Kellner hätte sich auf der Stelle von mehreren Reihenmittelhausbesitzerinnen im süddeutschen Raum adoptieren lassen können.
Dann rollte ein Wagen, geschoben von dem Vater des jungen Toreros auf uns zu.
Aus zwei Schalen wurde etwas auf die Teller meiner Schwester und auf meinen eigenen geschüttet, was nicht zu identifizieren war.
Ich hatte inzwischen auch vergessen, was die Vorspeise laut Karte hätte sein sollen.
Ich probierte ein bisschen von der leicht rötlich weißen Masse, die als Klecks bei mir auf dem Teller lagen, um herauszufinden, was denn hätte sein sollen.
Der Farbe nach sortierte ich es als eines meiner Leibgerichte in Hamburg. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch in Norditalien bekannt sei, war nach meiner Meinung gleich null.
Auch Anja war unschlüssig, was sie zudem sagen sollte, was sie nun auch kurz probierte.
Ich testete ihr kulinarisches Gedächtnis mit zwei einfachen Worten.
Dann stellte ich fest, dass sie doch nicht so tief mit den Geheimnissen der internationalen Gastronomie vertraut war wie ich mit meinen bald 80 Jahren.
Die beiden Wörter, die ich ihr im Halbdunkel des Speisessaals zuflüsterte, waren an sich ganz einfach. Sie lauteten „Vorher- Nachher“.
Unter Gastronomiekennern der Hamburger gehobenen Küchen-Szene sind diese beiden Wörter das Synonym für das Hamburger Nationalgericht.
Es handelt sich hier natürlich um den Labskaus.
Und weil Labskaus, wenn es frisch aus der Küche kommt, nun mal eine gewisse Ähnlichkeit hat mit anderen Gerichten, die man probiert hat, wo der Magen aber nicht mitgespielt hat und die dann diskret entsorgt werden mussten, deswegen gibt es unter Kennern auch den Spruch, mit dem man zu Beginn jedes Labskausessens den Tischnachbar fragt und dabei auf seinen vollen Teller zeigt:
„Wollen Sie das essen oder haben Sie das schon gegessen?“
Und diese etwas längere Frage wird unter Profis dann eben nur abgekürzt durch die simple Frage „vorher oder nachher?“.
Weil ich also in diesem Fall keine verbindliche Auskunft meiner lieben Schwester erhielt, beschlossen wir, den ersten Teil des Galamenüs in Ruhe zu vergessen und uns auf den nächsten Gang zu konzentrieren.
Was dann als nächster Gang kam, muss ich mit einer kleinen Beschreibung aus der dominikanischen Republik erklären.
Wir hatten dort in der Karibik vor einigen Jahren den etwas traurigen Fall, dass ein Tourist, der in unserer dortigen Anlage Urlaub machte, durch Umstände, die hier nicht weiter behandelt werden sollen, für etwas mehr als eine Woche in das dortige Provinzgefängnis eingeliefert wurde.
Das war vor der Gerichtsverhandlung und er war in diesem Sinne „nur“ in einer Untersuchungshaft.
Das hatte den Vorteil, dass er Besuch empfangen konnte- und so waren meine Frau und ich jeden Tag eine halbe Stunde bei ihm.
Die ersten Worte, mit denen er uns begrüßte, war die Bitte, auf jeden Fall irgendetwas zu Essen mitzubringen.
Er hatte am ersten Tag das normale Gefängnis-Essen der Untersuchungshäftlinge bekommen. Und obwohl er noch nie in seinem Leben in Deutschland gewesen war, lief seine Beschreibung des dominikanischen Gefängnis-Essens in etwa auf ein Hamburger Labskaus a la Dominika hinaus.
Wir wollten gar nicht genau wissen, was so alles mit seinem Essen dort passierte und brachten ihm von da ab jeden Tag etwas Obst und Nudeln mit.
Die Nudeln sind nie bei ihm angekommen, die Wärter suchten so lange nach Messern, Pistolen und Giftampullen in dem kleinen Nudelgericht, bis sie alles aufgefuttert hatten.
Obst hatten sie selber genug und so konnte unser Tourist in dieser Woche einige Kilo abnehmen.
An die Beschreibung des Gefängnisessens durch diesen netten Kanadier, der erfahren durfte, wie es in den dominikanischen Gefängnissen zugeht, musste ich denken. Als der nächste Gang kam.
Nur dass seine dominikanischen Häftlinge mit Sicherheit so einen Haufen in einem Gefängnis-Blechnapf nicht angerührt hätten.
Man soll stets versuchen jeder Situation etwas Gutes abzugewinnen.
Ich konzentrierte mich deswegen wieder im Speisesaal unseres Grand-Hotels auf das, was bei uns dann kam.
Als ich dann als Hauptgang die mit einer dicken braunen Soße überzogenen zwei Kartoffeln auf dem Teller vor mir sah, übermannten mich Erinnerungen, die inzwischen fast 70 Jahre zurücklagen.
Als Schüler der ersten Klassen machten wir einmal im Jahr Ausflüge in nahe gelegene Jugendherbergen.
Dort gab es Küchendienst für alle- und das hieß im Klartext, dass die Hälfte der Klasse zum Kartoffelschälen verurteilt wurde.
Die andere Hälfte musste aus Brechbohnen die Fäden ziehen und die Bohnen danach klein schnibbeln.
Als ich das nach dem ersten Tag mitbekommen hatte, schnitt ich mir mit dem Kartoffelmesser vorsichtig ein bisschen den großen Zeh auf und fing fürchterlich an zu heulen.
Die Herbergsmutter kam, sah das arme blutende Kind und brachte ein großes Pflaster.
Damit hatte ich, was ich wollte.
Am Nachmittag entfernte ich vorsichtig das Pflaster vom großen Zeh, was nicht weiter auffiel, da wir in Turnschuhen oder Halbschuhen rumliefen.
Das kostbare Pflaster bewahrte ich unter dem Kopfkissen auf, um es am nächsten Tag in voller Größe um Mittelfinger und Zeigefinger zu wickeln.
Mit dieser kindergerechten Schwerbeschädigung wurde ich dann vom Kartoffel- und Schneidebohnendienst befreit und durfte als einziger den großen Suppentopf umrühren.
Vorher musste ich noch aus einem Karton, den die Amerikaner wohl nach dem letzten Luftangriff über Hamburg abgeworfen hatten, ein dickes braunes Pulver in den Suppenkessel reinschütten.
Das tat ich mit wachsender Begeisterung, denn die Suppe wurde immer dicker und ich hoffte, dass wir irgendwann die ersten Klöße daraus formen könnten, um uns gegenseitig damit zu beschmeißen.
Auf jeden Fall entwickelte diese dicke braune Soße einen Eigengeruch, den ich in meinem Leben nie vergessen habe.
Und hier in diesem Speisesaal traf nach so langer Zeit alles wieder zusammen.
Der undefinierbare Matsch aus dem dominikanischen Gefängnis mit dem Geruch der braunen Soße meiner ersten Jugendherberge.
Ich schloss die Augen und erzählte meiner lieben Schwester einiges von dem, was uns so gerade durch den Kopf ging, und so verbrachten wir die nächsten Minuten in angeregter Unterhaltung.
Als der geschniegelte junge Kellner wieder an unseren Tisch kam, um die leeren Teller abzuräumen, sah er mich nur kurz an und räumte wortlos all das wieder ab, was er uns kurz vorher gebracht hatte.
Jetzt erschien der Bridge-Leiter dieser Gruppe noch einmal kurz an unserem Tisch.
Er meinte, er hätte heute Abend noch einiges zu tun und wir würden Anja morgen Abend beim Turnier sehen.
Was er heute Abend noch zu tun hatte, war mir völlig klar.
Links und rechts von diesem Hotel gab es zwei Pizzerien, die wesentlich besser besucht waren als die italienischen Restaurants, die ansonsten die Straße säumten.
Ich ging davon aus, dass der Haupterwerb dieser kleinen normalen italienischen Pizzabäckereien darin bestand, Bridge-Leitern und sonstigen Gästen des Hotels etwas Essbares zu normalen Preisen zur Verfügung stellen zu können.
Auf den in dem Galamenü angekündigten bombastischen Nachtisch verzichteten wir mehr aus Angst vor einer inneren Explosion als aus Hungergefühlen.
Ich habe meiner lieben Schwester in unserer gemeinsamen Jugend oftmals das Leben schwer gemacht.
Ich konnte jetzt auf ganz einfache Weise einen wesentlichen Teil dieser weit zurückliegenden Missetaten mit einem einzigen Satz kompensieren.
Als ich diesen Satz aussprach, fiel sie mir kurz aber heftig um den Hals.
Dabei war das, was ich gesagt hatte, gar nichts Schlimmes, sondern bestand nur aus dem kleinen Satz: „Es reicht- wir gehen“.
Ich erinnere mich noch an den Namen und ungefähr an die Straße, wo das wunderschöne Hotel lag, das ich im Frühjahr zusammen mit meiner Frau und meiner Bridgepartnerin hatte.
Mit einem Lächeln im Gesicht erreichten wir nach kurzem Fußmarsch diese Oase der glücklichen Menschen.
In der Rezeption erkannte man mich wieder, einen Scheich mit kleinem Harem- auch wenn er schon vor einigen Monaten dort war- vergessen routinierte Empfangschefs nicht.
Ein kleines, aber nicht zu übersehen leicht fragendes Lächeln war beim netten und souveränen Empfangschef vom Dienst zu sehen.
Es bezog sich auf die nicht ausgesprochene Frage, wieso ich diesmal schon wieder mit einer anderen Dame in diesem Hotel aufkreuzte.
Als ich ihm sagte, dass es sich hier diesmal um meine Schwester handelte, nickte er verständnisvoll.
Ein guter Empfangschef kennt die Welt und weiß zu schweigen.
Es war Gott sei Dank noch Platz im Hotel und wir erhielten zwei sehr schöne Zimmer, direkt innen zusätzlich mit einer Tür verbunden.
Nachdem wir so die Voraussetzung geschafft hatten, diese und hoffentlich auch noch die folgenden Nächte in einer Umgebung zu verbringen, die schön und stressfrei sein würde, bestellten wir ein Taxi, um zum ersten Hotel zu fahren, unsere Sachen zu holen und wieder in dieses neue Domizil zurückzukommen.
Als wir einige Augenblicke später in unserem privaten Grandhotel Budapest eintrafen, war es total leer.
Die gesamte Lobby war ausgestorben, die Rezeption nicht besetzt, und die einzige Ansammlung von lebenden Menschen, die wir vorher dort gesehen hatten- unsere Bridge Grufti-Gruppe- waren inzwischen mit Sicherheit erschöpft, entweder in ihren eigenen oder in sonstigen Krankenhausbetten verteilt.
Wir gingen auf unser Zimmer, tasteten das, was wir vorher schon ausgepackt hatten, wieder zusammen, schlossen die Fenster ordnungsgemäß, damit der Staub auch gewissenhaft im Zimmer bleiben würde und gingen runter zur Lobby.
Wir hatten ja unsere Ausweise dort hinterlegt und ich wusste, dass man ohne Ausweis Schwierigkeiten haben würde, sich in Italien überhaupt einzuschicken.
Es gab keine Klingel und keine sonstige Art der Kommunikation mit nicht vorhandenen Portiers.
Als ich anfing etwas lauter einige dominikanische Volkslieder zu singen, erschien ein altes kleines Männchen.
Ich erklärte ihm, dass wir das gastliche Haus wieder verlassen werden und bat um die Auskunft.
Er guckte alles nach.
Er guckte alles zum zweiten und dritten Mal nach.
Er fand eine Menge Papiere, bei denen er mit hochgezogenen Augenbrauen staunte, dass er diese Papiere überhaupt wieder gefunden hatte- aber leider waren unsere Ausweise nicht darunter.
Er fing an zu telefonieren.
Nach dem dritten oder vierten Telefonat erklärt er uns, dass der Tagesportier unsere Ausweise irgendwo hingelegt hätte, wo er selber jetzt nicht ran kommen könnte.
Der Tagesportier würde aber in ungefähr einer halben Stunde hier sein, um den Schrank aufzuschließen.
Ich ging davon aus, dass meine Schwester noch ein anderes Dokument dabei hatte, ich selber hatte jede Menge deutsche und dominikanische Dokumente noch in meinen Unterlagen im Gepäck.
Das Taxi, das die ganze Zeit vor dem Hotel wartete, wurde mit unseren beiden kleinen Taschen beladen und ab ging’s zurück ins Hotel Buja.
Dort war Licht, Freundlichkeit und der Geruch von hervorragendem Essen strömte etwas aus dem inzwischen schon leer gewordenen Restaurant.
An der Bar saßen internationale Gäste und es war dies eben nicht Hotel Gran Budapest, sondern vielleicht ähnlich wie in Vicky Baums Film „Menschen im Hotel“.
Mit einem großzügigen, aber angemessenen Trinkgeld gab der Empfangschef irgendeine Ausweisnummer in die Anmeldung meiner Schwester ein.
Das Geburtsdatum wurde korrekt eingetragen, denn aufgrund des Geburtsdatums erhielten wir sofort auf den Zimmern unser gutes und schnell funktionierendes Internet.
Ich nutze die letzten Stunden der Nacht, um eine freundliche aber klare E-Mail an den Bridge Reiseleiter im anderen Hotel zu schicken. Ich beschränke mich einfach darauf, dass wir nicht zwei Wochen im Zimmer leben können ohne Internetverbindung zu unseren Familien und deswegen mussten wir sein gastliches Hotel leider verlassen.
Um nicht irgendwelche Unruhe in die Mitglieder seiner Bridgegruppe zu bringen, sei es bridge-technisch oder alterstechnisch, würden wir auch auf eine weitere Beteiligung an seinem Bridgeprogramm leider verzichten.
Am nächsten Morgen bekam ich eine freundliche Antwort von ihm, dass es ihm leid täte, aber er würde unsere Situation verstehen.
Ich prüfte dann im Internet, wo es in Abano noch eine Möglichkeit geben würde für meine Schwester und für mich während dieser nächsten zehn Tage etwas Bridge zu spielen.
Ich fand einen Hinweis, dass die Bridge-Veranstalter, mit denen wir im Februar hier im Hotel Buja waren, wieder eine Bridge-Reise nach Abanao durchführen würden – und sie würde in zwei Tagen beginnen.
Das ganze erinnert mich jetzt inzwischen schon an „und ewig grüßt das Murmeltier“, so viele Zufälle und Wiederholungen kann es normalerweise nicht geben.
Ich sitze jetzt in meinem wunderschönen großen Hotelzimmer, habe 1 Stunde in der wohligen Wärme in den hiesigen Thermen geplanscht und warte jetzt auf die Reiseleitung des Bridge Clubs, um zu versuchen, dass wir dort die nächsten Tage abends einfach mal mitspielen können.
Man hätte diese ganze Geschichte natürlich auch in zwei Absätzen schildern können.
Aber wenn man so alt wie ich und ein geheimer Freund und Bewunderer des größten ausschweifenden Erzählers der letzten Jahrzehnte ist – er hieß Harry Rowohlt und konnte wie kein anderer aus einem kleinen Ereignis einen Rundumschlag skurriler Nebenschauplätze machen- in Erinnerung an dieses unerreichte Vorbild hatte ich dann beschlossen, statt der zwei Absätze einen etwas längeren Text zu formulieren.
Dank und Bewunderung an diejenigen, die es tatsächlich geschafft haben, diesen letzten Satz noch zu lesen.
Abano im September eines ereignisreichen 2019
Thewes Henckell