Himmel und Hölle

1995 kamen wir zum ersten Mal nach Bavaro.

Vorher waren wir von 1988 bis 2004 oben im Norden der Dom Rep in Puerto Plata als Touristen gewesen. Den schnellen Höhenflug und den noch schnelleren Niedergang des Tourismus in Puerto Plata hatten wir hautnah miterlebt und uns dann, als es zum ersten Mal möglich war, für das neue Tourismus-Ziel Punta Cana entschieden.

In Punta Cana – oder besser gesagt in Bavaro, wie der neue Ort eigentlich hieß – gab es in den drei großen Meeresbuchten als eines der ersten Hotels das Hotel Paradisus.

Es war an der tiefsten Stelle der schönsten Bucht gelegen.

Es gab viel Platz und die Architekten konnten sich dort richtig austoben. Auf einem sehr großen Hotel-Areal wurden schön verteilt einzelne große Bungalows gesetzt, jeweils vier große Apartments, zwei unten und zwei im ersten Stock.

Dort zu wohnen war ein Genuss.

Das ganze war auf Fünf-Sterne-Niveau und vom Preis her wirklich noch moderat. Lediglich die Flugreise von Europa in die Dom Rep war noch relativ teuer, denn so groß war der Andrang europäischer Kunden für die Dom Rep seinerzeit noch nicht.

Wir kamen ab 1995 die nächsten fünf Jahre jedes Jahr, manchmal auch zweimal im Jahr. Jeder Urlaub war wunderschön und unvergesslich.

Die Einheimischen waren nicht nur in dem kleinen seinerzeitigen Ort Bavaro, sondern auch im Hotel noch herzlich und freundlich, vorausgesetzt sie wurden auch freundlich behandelt.

Essen und Trinken, das Meer, die ganze Umgebung im Hotel – alles war wirklich so wie der Name des Hotels es versprochen hatte: nämlich wirklich paradiesisch.

2000 kauften wir dann eine Wohnung in einem kleinen Kondominium, das neben dem Hotel Paradisus gebaut wurde.

Zwischen unserem neuen Domizil dort und dem eigentlichen Hotel Paradisus gab es noch ein großes Gebiet, auf dem direkt am Strand zwei sehr alte und sehr große Villen standen.

Sie waren bereits ziemlich verfallen und gehörten wohl irgendwelchen reichen Dominikanern, die diese beiden großen Häuser irgendwann vorher dort hingestellt hatten.

Nachdem wir die ersten Jahre in unserer Wohnung lebten, stellten wir irgendwann 2003 oder 2004 fest, dass die beiden Villen abgerissen wurden und offensichtlich wurde dort ein neuer, sehr großer Hotelkomplex errichtet.

Wir sahen die neuen Touristen-Herbergen dort entstehen – aber der Anblick war fürchterlich.

In den Betongerippen der Hotel-Komplexe waren nur ganz kleine Zimmerchen zu sehen und alles war auf kleinstem Raum geplant und gebaut.

Vom Strand aus sah es so aus, als ob dort ein riesiges Gefängnis gebaut werden sollte, so klein sahen die einzelnen Zimmer in den halbfertigen Häusern aus.

Der Eindruck eines Gefängnisses verstärkte sich noch sehr stark dadurch, dass hier zum ersten Mal am Strand von Bavaro drei Stockwerke hoch gebaut wurden. Alle anderen Hotels hatten ihre Bungalows immer nur zwei Stockwerke hoch.

Es gab und gibt ja bis heute noch ein Gesetz in der Dom Rep, dass zum Schutz der Landschaft und der ganzen Baukultur die Hotels und Häuser direkt am Strand nicht höher sein dürfen als die höchste dort befindliche Palme.

Man hatte sich dann für die Planung der Architekten darauf geeinigt, dass dies eine Höhe von 13 m sein sollte und darüber durfte eben nicht gebaut werden.

Hier in diesem Gefängnis-Bau hatte man die Deckenhöhe der einzelnen Stockwerke so niedrig angelegt, dass man drei Stockwerke in den vorgegebenen maximalen Höhen von 13 m unterbringen konnte.

Ich konnte mir schon am Anfang ausmalen, wie die Hitzestaus in jedem Stockwerk respektive in jedem Appartement dort sein würden, wenn alles voll belegt war.

Aber das ganze hatten wir natürlich erstmal nur als Beobachter und Nachbarn gesehen, eine direkte Berührung mit diesem Hotel sollten wir erst später haben. Das Hotel wurde fertiggestellt.

Es lag genau im touristischen Trend, da die Hochpreis- und Luxus-Epoche von Bavaro langsam zurückging und man anfing, sich jetzt um einen gehobenen Massentourismus zu kümmern.

Insofern war das günstige Angebot dieses Hotels neben unserem Kondominium durchaus marktgerecht. Man konnte die Preise der Vier- und Fünf-Sterne-Hotels leicht unterbieten und wir bekamen als Nachbarn dann eben einen gehobenen Mallorca-Tourismus zu spüren.

Am einfachsten konnte man es in dem Restaurantkomplex sehen.

Direkt am Strand waren mehrere Pools gebaut worden und zwischen zwei Pools ein ganz großer Küchentrakt.

In der Mitte war eine einzige große Küche und zu den drei Seiten hin gab es dann angebaute, sogenannte „Spezialitäten“-Restaurants.

Das waren laut Überschrift über der Tür Mexikaner, Chinesen, Italiener, Steak House, Fisch, allgemeines Buffet und dominikanische Spezialitäten.

All diese Restaurants, die von den Touristen extra gebucht werden konnten, hatten also eine einzige gemeinsame Küche in der Mitte und von dort aus ging’s dann in die jeweiligen Abteilungen.

Da wir gelegentlich auch dort als Nachbarn gegessen hatten, bekamen wir schnell Kontakt zu den Aufsehern der einzelnen Restaurants und der Generalküche.

Man hatte es mit Bedacht so eingerichtet, dass alles, was vom Buffet übrig blieb, dann zunächst zum Italiener ging und als Spaghetti mit gemischter Sauce wieder im italienischen Abteil landete.

Was irgendwie nach Fisch roch, kam danach in die Meeresspezialitäten-Abteilung des Fisch-Restaurants und was sonst noch übrig blieb, ging als dominikanische Spezialität ins dominikanische Restaurant.

Was von diesen Restaurants dann noch übrig blieb respektive zurückkam, wurde sehr sorgfältig durch diverse Pressen und Fleischwölfe gedreht und landete anschließend fein gehackt und weichgeklopft als chinesische Spezialität in der China-Abteilung dieses schönen Restaurantkomplexes.

Die Verwertung war also seinerzeit schon außerordentlich ökonomisch und vom Standpunkt der Mäuse und Cucarachas auch sehr ökologisch.

Ich hatte zu einem späteren Zeitpunkt noch Gelegenheit, mich mit diesem Hotel mehr im Detail auseinanderzusetzen, aber das ist eine andere Geschichte.

Der Unterschied zwischen dem ursprünglichen himmlischen Paradisus und dem dann in der Nachbarschaft entstandenen leicht infernalischen Restaurant- und Verwertungsbetrieb – das war bei uns dann der Einfachheit halber eben Himmel und Hölle.

Schütteln

Einige Jahre später wurde das Hotel links neben uns verkauft an die Princess Gruppe. Gleichzeitig erwarb die Princess Gruppe auch ein großes Grundstück, das auf der anderen Seite unseres Kondominiums lag.

Wir waren also ab diesem Moment praktisch eine kleine Enklave, zu der man nur gelangen konnte, wenn man durch den Eingang der Princess-Gruppe hindurch fuhr.

Zuerst war uns selber nicht ganz klar, dass es sich hier um zwei verschiedene Hotels handelte respektive handeln sollte.

Ich lernte dann im Laufe der Zeit einige Manager dieser Princess-Gruppe kennen und gleichzeitig auch die seinerzeitige Philosophie dieser Hotelgruppe.

Vor ca. 45 Jahren gab es in den USA eine neue Hotel-Philosophie.

Man errichtete im Süden, meistens in Florida und den umliegenden Staaten, große Hotel- und Wohnungskomplexe nur für ältere Leute.

Diese Hotel- und Eigenheim-Behausungen wurden dann verkauft unter dem Titel, dass man dort vor Kinderlärm geschützt sei und alles in Ruhe unternehmen könne und man mit dieser erkauften Ruhe dann das Leben weiterhin in aller Stille bis zum stillen Ende genießen könne.

Dieser neue Trend war an sich recht erfolgreich, vielleicht auch weil die Amerikaner gewohnt waren, ab dem 50. Lebensjahr bis in das Altersheim oder sonstigen Unterkünften vor sich hinzudämmern, bis es nichts mehr zu dämmern gab.

Diese neue Hotelphilosophie wurde natürlich auch irgendwann in die Dom Rep exportiert. In Uvero Alto entstand ein großer Gebäudekomplex nur für Senioren und er wurde verkauft als ein Hotel- und Eigentumskomplex, wo eben keine Kinder erlaubt waren.

Ich bin ein oder zweimal in Uvero Alto gewesen und habe mir das dort angesehen.

Es war ziemlich grausam, denn die lautesten Bewohner waren die Meros und sonstige Fische in den Zierteichen vor den Hoteleingängen.

Aber diese Philosophie wollte dann auch die Princess Gruppe übernehmen.

Man entschloss sich also, kaum dass das neue Hotel links von uns aus gesehen fertiggestellt wurde, die beiden Hotelkomplexe ganz extrem zu betreiben.

Das rechte Hotelgelände mit der vorher beschriebenen Gourmet-Küchen-Einrichtung wurde umbenannt in Princess Karibik Club.

Es wurde dort alles auf Jugend getrimmt, es wurden aus Europa Animateure eingeflogen und es entwickelte sich bald eine pausenlose Berieselung der Hotelgäste durch Krach, Animation, falsche und echte Liebesschreie und sonstigen Kollateralschäden.

Auf der anderen Seite von uns aus gesehen fehlte aber an sich nur noch ein großes Kreuz aus Ebenholz oder geflochtenen Palmen am Eingang – dann hätte man wirklich den dort errichteten Friedhof am besten symbolisieren können.

Dieses Hotel sollte nur Princess heißen und es waren von Anfang an keine Kinder erlaubt.

Für die gut situierten alten Leute hatte man vor, eine besonders gute Küche zu errichten. Das war an sich nicht so schwer, wenn man als Vergleich die Luxuskantine nahm, die bereits seit Jahren auf der anderen Seite den dortigen Krankenstationen zuarbeitete.

Aber die Küche in diesem kinderlosen Hotel war wohl tatsächlich etwas besser, auch wenn es nicht sehr schwer gefallen sein dürfte.

Dieses Hotel ohne Kinder hatte auch einen kleinen Komplex, in dem eine Boutique für Touristen war und einige kleine Souvenirläden.

Ich war dort regelmäßig einmal die Woche, wenn aus Europa der neue Spiegel oder sonstige Zeitschriften eingeflogen und verkauft wurden.

Vor zehn Jahren gab es noch nicht so viele Internetangebote über Zeitschriften und Zeitungen und man kaufte eben doch lieber und gerne irgendwelche gedruckten Magazine oder Zeitungen, die eben aus Europa eingeflogen wurden.

Für mich als Erwachsenen war es ganz einfach, durch das Hotel zu gehen und in dem kleinen Souvenir-Laden meine Zeitungen und Zeitschriften zu kaufen.

Da dort auch eine Tiefkühltruhe mit Eis und anderen Leckereien aufgestellt war, brachte ich häufig unseren Enkeln mal ein Eis mit.

Dieses Eis sollte später noch eine gewisse Bedeutung erhalten.

Die Philosophie dieses kinderlosen Prinzess-Hotels war es auch, dass man die Gäste, die im billigeren Kinder-Hotel wohnten, anregen wollte, irgendwann später auch mal das andere Hotel zu buchen, wenn die Kinder eben nicht mehr Kinder waren.

Es gab mit den kleinen Touristen-Eisenbahnen einen regen Shuttle-Verkehr zwischen dem Kinderhotel und dem kinderlosen Hotel.

Auf der anderen Seite durften die Hotel-Bewohner des kinderlosen Hotels kostenlos natürlich auch das kinderfreundliche Hotel benutzen und auch dort in allen Restaurants umsonst essen.

Umgekehrt war es verboten, dass die Hotelgäste im kinderfreundlichen Hotel in den anderen etwas hochwertigeren Küchen des kinderlosen Hotels essen konnten. Zur Unterscheidung hatten natürlich beide Hotel-Gruppen unterschiedliche Armband-Farben.

Es gab aber auf der anderen Seite durch diese komische Hin-und-Her-Politik auch öfter Reklamationen von den Gästen des kinderfreundlichen Hotels, die sich beschwerten, dass sie in dem anderen Hotel eben nicht essen durften und auch ihre Kinder nicht mitbringen sollten und so weiter und so fort – im Prinzip war es ein ziemlich permanentes Tohuwabohu.

Ich hatte mit der Zeit natürlich rausbekommen, dass die Angestellten in dem kinderlosen Hotel und hier besonders die Angestellten der Lobby strikte Anweisung hatten, dass keine Kinder in die Lobby rein durften.

Ob mir das gefiel oder nicht war völlig unwichtig, es galt einfach nur die Regel der Geschäftsleitung, dass es eben so gehandhabt werden sollte.

Ich machte also irgendwann mal einen ersten Test und nahm unsere seinerzeitige drei- oder vierjährige Enkelin, die bei uns wohnte, an die Hand.

Wir bestiegen im kinderfreundlichen Hotel einen dieser weißen Golfkarren, mit denen man transportiert wurde, und ich fuhr über die Anlage mit ihr hin zum kinderlosen Hotel. Wir stiegen aus und wurden natürlich in dem Moment angehalten, als wir die Lobby betraten und uns wurde gesagt, dass hier keine Kinder erlaubt seien.

Ich fing eine vorher geplante, aber ziemlich sinnlose Diskussion an, dass ich nur in den Laden gehen wollte, um meinen Spiegel und eine Zeitschrift für meine Frau und ein Eis für das kleine Mädchen zu holen und wir eben überhaupt nicht die Küche oder sonstige Sachen benutzen wollten.

Auch das wurde uns natürlich nicht gestattet.

In der nächsten Woche machte ich das gleiche Spielchen und als wir wieder angehalten worden waren und sich alles wieder genauso in der Diskussion ergab, wollte ich mal mit dem Manager der Lobby sprechen.

Ich sagte ihm, dass nach dem dominikanischen Hotel-Gesetz jeder Mensch, also auch jeder Dominikaner oder jeder, der nicht in dem Hotel wohnte, das Recht hat, in einem öffentlichen Restaurant einen Kaffee zu trinken. Und dass er in einer öffentlichen Verkaufsstelle sich das kaufen darf, was dort angeboten ist.

Diese Meinung war zwar rechtlich korrekt, aber in der Sache natürlich nicht durchzusetzen.

Der Lobby-Chef plusterte sich auf und sagte, bei ihnen sei eben alles anders und das war’s und auf Wiedersehen.

In der dritten Woche passierte dann folgendes:

Ich sage hier bewusst dritte Woche, denn der Spiegel aus Deutschland erschien wöchentlich und kam eben auch immer nur an einem bestimmten Wochentag dort an und wurde schnell verkauft, denn es waren nur drei oder vier Exemplare in dem Verkaufsladen des Hotels vorhanden.

In der dritten Woche also sagte ich vorher zu meiner kleinen Enkelin, sie soll – wenn ich es ihr auf Deutsch sage – dort vor der Lobby einfach mal anfangen laut zu schreien und sich ein bisschen zu schütteln.

Sie verstand zwar nicht, was ich damit meinte, aber als ich ihr sagte, dass sie dann auch ein dickes, großes Eis als Belohnung bekommen würde, nahm sie das Eis-Angebot an und versprach auf Zuruf so zu handeln.

In der dritten Woche kamen wir also wieder nachmittags mit der kleinen Golf-Eisenbahn direkt vor dem Lobby-Eingang an und wurden prompt sofort wieder abgewiesen.

Die Diskussion der Zurückweisung war natürlich auf Spanisch und mein Hotel-Gesprächspartner verstand kein Deutsch.

Genauso wenig verstand das kleine Mädchen neben mir Spanisch.

Als die Diskussion mit dem Manager der Lobby wieder einmal einen stimmlichen Höhepunkt erreicht hatte, sagte ich zu meiner kleinen Enkelin: „So, du kleiner Teufel, jetzt darfst du mal kräftig schreien und dich schütteln.“

Und genau das passierte dann auch.

Mit einmal drehten sich 50 oder 60 Köpfe der in der Lobby sitzenden alten Damen und Herren um und bemerkten am Eingang ein kleines, süßes, vierjähriges Mädchen, das nur laut schrie und weinte und sich unheimlich schüttelte.

Ich sagte ihr auf Deutsch, sie mache das ganz prima und wenn sie weitermacht, bekommt sie noch ein zweites Eis.

Das hatte zur Folge, dass die Aufführung der kleinen Enkelin theaterreif wurde.

Der Hotelmanager wusste natürlich nicht mit dieser Situation umzugehen.

Er bemerkte, dass alle Gäste das kleine Mädchen ansahen und mitleidig verfolgten, dass sie dort weinte und sich schüttelte.

Ich hätte mich jetzt natürlich auf Englisch oder irgendeiner Sprache an einige der Hotelgäste wenden können, um zu erklären, dass eben die Philosophie dieses Hotels verbot, dort irgendetwas für mich und das Kleine zu kaufen, aber das war mir zu kompliziert.

Ich machte insofern wohl das einzig Richtige, stellte mich stumm neben die Aufführung der Kleinen und bewunderte ihren Einsatz.

Dem Hoteldirektor war das Ganze jetzt wirklich sehr unangenehm, aber er wusste keine Lösung.

Er konnte uns nicht einlassen und er wusste auch nicht, wie er uns wegschicken konnte, ohne das Gesicht zu verlieren.

Ich sagte ihm dann, dass ich der Nachbar sei, dass ich in dem Kondominium wohne und dass ich jeden Dienstag kommen werde, um eine Zeitung zu kaufen.

Nebenbei erwähnte ich, dass wir das kleine Mädchen adoptiert hätten und es immer mitkommt, wenn ich etwas kaufen gehe.

Und er solle sich schon mal auf den nächsten Dienstag irgendwie vorbereiten.

Dann bestiegen wir die nächste weiße Golf-Lokomotive und fuhren zurück in das kinderfreundliche Hotel und gingen von dort aus zurück in unser Apartment.

Am nächsten Dienstag war dann der nächste Akt des Schüttel-Dramas angesagt.

Unsere kleine Enkelin hatte inzwischen wie versprochen ein großes dickes Eis bekommen für ihre wirklich professionelle Schüttel-, Schrei- und Wein-Performance und sie freute sich schon mächtig darauf, an diesem Tag ein weiteres Eis verdienen zu können.

Als wir dann am Nachmittag vor der Lobby ankamen, wurde der Lobby-Direktor sofort von den Kofferträgern, die am Eingang des Hotels arbeiteten, benachrichtigt, dergestalt, dass der alte Mann und das Kind wieder da seien.

Diesmal war der Direktor wirklich gut vorbereitet.

Er kam uns entgegen und sagte, dass die Kleine leider wirklich nicht in das Hotel reingehen darf – aber er hatte schon in der anderen Hand eine Tüte mit dem neuesten Spiegel und einem großen Eis aus der Tiefkühltruhe des Verkaufslokals.

Diese Tüte gab er mir als sein persönliches Geschenk für uns beide und bat mich dann doch von weiteren Besuchen abzusehen.

Er könne leider wirklich nichts für diese kinderfeindliche Politik der Geschäftsleitung und er persönlich würde es auch bedauern, aber ihm seien die Hände gebunden.

Und ob das Hotel in Zukunft jeden Dienstag die Kosten für den Spiegel und ein großes Eis übernehmen würde, weiß er nicht, würde es aber stark bezweifeln.

Und sein Job sei auch in Gefahr, man kann ja für alles sehr schnell gefeuert werden.

Ich sagte ihm, dass ich diese Haltung von ihm akzeptiere und ihn auch persönlich gut verstehen kann.

Dies war der Beginn einer langjährigen Freundschaft, auch wenn ich selber das Hotel danach nie wieder betreten habe.

Unsere kleine Enkelin hat noch gelegentlich zu Hause in unserem Apartment angefangen sich zu schütteln, wenn sie der Meinung war, jetzt sei wieder mal ein Eis fällig.

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