Peters Bastelstunde

Oder was man schon immer über die große Welt wissen wollte.

Kurzbeschreibung:

Im Sommer 2015 gab es weltweit einen Aufschrei: Man hatte vergessen, woher die Regierung in Panama ihre Steuereinnahmen erhält. Panama wurde zum Buhmann der Boulevard-Presse.

Ich habe das Panama-System erlebt als große und manchmal einzige Hilfe, um trotz der Bürokratien dieser Welt ganz legal unserer Firma und damit den Familien, vielen tausend Menschen in China, Deutschland und anderen Teilen der Welt ein vernünftiges und korrektes Leben zu ermöglichen.

Es war nicht einfach dieses Panama-System. Aber es hat geholfen und funktioniert – und darüber jetzt diese kleine Erzählung.

Nachsatz:

Es gab vor Jahrzehnten eine wunderbare Sendung im Radio. Peter Frankenfeld, seine Frau Lonie Kellner und einige intelligent-verrückte Kollegen sendeten einmal die Woche „Peters Bastelstunde“. Die Texte waren so skurril, dass ich sie nicht vergessen habe.

Hier als Hommage an den großen Peter Frankenfeld meine kleine Bastelstunde.

April 2015

Opa – seit Tagen sieht man im Fernsehen und Internet so viel von Panama, von irgendwelchen komischen Sachen und keiner kann uns richtig sagen, was da eigentlich los ist.

Du hast doch bestimmt in deinem Leben irgendwann etwas erlebt, mit dem Du uns erklären kannst, was da los ist.

Ok, ihr lieben Quälgeister! Meine Lebensgeschichte wollte ich eigentlich mit einer Sperrfrist von 30 Jahren nach meinem Tod schreiben, aber sei es drum, hier ist eine kleine Geschichte, die euch vielleicht etwa helfen kann, solche Sachen zu verstehen.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Hamburg 1965

Die Firma

Die Reise

Die Kunden

Seriös schmuggeln

Geldtransport

Die Familie

Das alte China

Das neue China

Ratlos

Peter Petersen

Die Verhandlung

Reisen in China

Madame Zhu

Probleme

Lösung

Die Besprechung

Die Vision

Der Plan

Die Durchführung

Lösungen

Der Stammsitz

Die Hausbank

Besuch aus China

Des Pudels Kern

Herr Zwingli

Die Stiftung

Selbstgespräche

Die neue Firma

Die Vollmacht

Die Praxis

Das Resultat

Nachsatz

Prolog

„Schlachthof oder Friedhof?“

Der Dünne hob seinen Kopf etwas, sah von seinem Schreibtisch auf und blickte seinen Sohn Peter kurz an.

„Genießen oder Schießen?“ –

fragte der Kleine und blickte ebenfalls seinen Neffen kurz an.

„Heiß oder kalt?“ murmelte schließlich noch der Alte, hob dabei aber nicht den Kopf von den Papieren auf seinem Schreibtisch.

Hamburg 1965

Diese ausgiebige Diskussion fand Anfang 1965 in einem typischen Hamburger Kaufmann-Kontor in der Nähe des Hamburger Rathauses statt.

Peter Petersen, zu dieser Zeit Anfang 20 und ziemlich erfolgloser Sohn einer ziemlich erfolgreichen Hamburger Kaufmannsfamilie, war verwirrt.

Er kannte zwar diese Art der militärisch kurzen und immer genau auf den Punkt gebrachten, einsilbigen Kommunikation des Familienvorstandes inzwischen recht gut, aber trotzdem ergab es für ihn in diesem Moment noch keinen Sinn.

Sein Großvater, im Kontor immer nur der Alte genannt, machte eine kleine Pause in seinem ausgiebigen Studium der Hamburger Straßenbahn- und U-Bahnfahrpläne.

Er hatte die gesamten Streckennetze von U-Bahn, S-Bahn, Bus-Linien, Straßenbahn und Alster-Schifffahrt inklusive aller Abfahrts-, Ankunfts- und Umsteige-Zeiten aller Stationen auswendig im Kopf und nachdem er sie zuerst ins Französische übersetzt hatte, aber dafür relativ wenig Anerkennung bekam, war er jetzt seit einigen Wochen dabei, sie ins Latein zu übersetzen.

Er war der festen Meinung, es würde schon genügend Hamburger mit entsprechender humanistischer Bildung geben, die dafür dankbar sein würden.

Die Firma

Dieser Senior der Familie Petersen seufzte jetzt etwas und erklärte Peter dann kurz:

„Du bist jetzt 21 und hast die Wahl, jetzt nach deinen 6 Jahren Ausbildung als Kaufmann und Techniker entweder im nächsten Monat zur Bundeswehr zu gehen, um dort nach der zugegebenermaßen soliden 3-monatigen Grundausbildung in Rotz und Schlamm dann die folgenden dreieinhalb Jahre schlicht in irgendeiner Kaserne zu versauern – oder wir schicken dich jetzt nach Argentinien in einen schönen und richtig blutigen Schlachthof – da kannst du jedenfalls noch was lernen.

Drei Tage später erschien Peter Petersen mit dem Attest des Hausarztes der Familie, der gleichzeitig linker Verteidiger in der Hockeymannschaft seines Vaters war, und ging mit dem gut verschlossenen Umschlag zur Musterungsstelle der Bundeswehr in der Sophienterrasse mitten im Nobelviertel Hamburg-Harvestehude.

Als die Ärzte das darin enthaltene Röntgenbild eines kurz vorher an Lungenkrebs gestorbenen jungen Mannes erblickten, schüttelten sie nur kurz den Kopf und gaben Peter eine Bescheinigung mit der amtlichen Nummer 4 – die bedeutete, er war ab sofort untauglich zur Verteidigung des Vaterlandes sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten.

Die Reise

Zwei Wochen später bezog er seine kleine Kabine auf einem argentinischen Seelenverkäufer, der für einen geringen Betrag zwischen Hamburg und Buenos Aires hin und her pendelte.

Wir überspringen jetzt aus Zeit- und Platzgründen die nächsten acht Jahre.

Südamerika

Peter entwickelte sich in Südamerika zu einem geachteten Spezialisten für all die Waren, die seine Firma aus den verschiedenen Ländern Südamerikas importierte.

Das waren überwiegend rohe Leder und Häute für die Schuhindustrie, Felle und Pelze für die italienischen und französischen Filmstars und deren Gefolge sowie Wolle aus der argentinischen Pampa für alle leicht frierenden deutschen Senioren.

Daneben besorgte Peter Petersen so ziemlich alles, was es sonst noch so zwischen Feuerland und der Karibik gab. Von kleinen Wal-Skeletten (ideal für die Korsettstangen-Fabrikation für etwas fülligere Damen der Gesellschaft) über Huf- und Hornmehl zum Aufmotzen billiger Medizin-Tabletten bis hin zu 7 Meter langen Schlangenhäuten von brasilianischen Riesenschlagen, die sowohl zum Anfertigen feinster Damenschuhe als auch für filigrane Leder-Peitschen der gehobenen SM-Kreise in der Hamburger Gesellschaft ihre Verwendung fanden.

Die Kunden

Alles dieses landete schlussendlich auf den dicken Böden der Hamburger Speicherstadt als stolzer Besitz der Pfeffersäcke von Firma Petersen – um dann später irgendwann einmal an die großen Lederfabriken, Gerbereien und Schuhfabriken in Süddeutschland, Österreich, Schweiz, Ungarn und dem gesamten Balkan geliefert zu werden.

Nicht zu vergessen die großen Kunden aus Russland und auch der DDR, mit denen auf der Messe in Leipzig die meist schwierigen und komplizierten Geschäfte gemacht wurden.

Seriös schmuggeln

Nebenbei entwickelte sich Peter zu einem ebenso geachteten wie ehrlichen und treuen Schmuggler sämtlicher amerikanischer Pelzfelle.

Seine letzten Jahre in Südamerika verbrachte er überwiegend am mittleren und oberen Amazonas, um bei den Indios in den Nebenflüssen des Amazonas das einzukaufen und einzutauschen, was in Europa gerade Mode war.

Geldtransport

Da dieser Bericht sich im Hauptteil viel mit Geld, Banken und Finanzen beschäftigen soll, sei zu diesem Thema nur so viel noch gesagt, dass der hoffnungsvolle Peter Petersen in Deutschland ein beliebter Bankkunde wurde.

In Südamerika ging Schmuggel nur mit Bargeld. Der berühmte Koffer von James Bond war nichts im Vergleich zu den Werten, die Peter jedes Mal in seinem Aktenkoffer mit sich führte, wenn er von Deutschland zurück in den brasilianischen Urwald flog.

Bargeld in Werte von mehreren 100.000 Dollar waren normal, ebenso der Schlafentzug, wenn er 30 Stunden von Hamburg nach Paraguay oder direkt in die brasilianische Urwald-Hauptstadt Manaus flog.

Die Indio-Häuptlinge, mit denen er es überwiegend zu tun hatte, konnten zwar meistens kaum lesen oder schreiben, aber sie konnten rechnen und das sogar sehr gut.

Außerdem mussten die Indios dafür sorgen, dass die an Peter Petersen verkaufte Schmuggelware in kleinen einmotorigen Propeller-Flugzeugen außer Landes geflogen wurde. Das meiste landete dann irgendwann in Paraguay. Paraguay war zu dieser Zeit das Zentrum des gesamten südamerikanischen Schmuggels.

Die Familie

Während Peter so die ersten Jahre des Berufslebens in Hitze und Staub zwischen Schlachthof, Pampa und tropischem Regenwald verbrachte, trieb seine Hamburger Firma einen lebhaften weltweiten Handel, insbesondere mit Asien – und hier speziell mit China.

China war der größte Rohstofflieferant der Welt, es gab praktisch nichts, was es nicht auch in China gab – dafür aber dann in sehr großen Mengen und zu günstigsten Preisen.

Die Familie Petersen hatte eine Niederlassung in Hongkong, die später aus Kostengründen auf die andere Seite des Pearl-Flusses nach Macao verlegt wurde.

Der Handel in China funktionierte zu dieser Zeit praktisch genauso wie der seinerzeitige Handel mit der DDR.

Zweimal im Jahr wurden die Vertreter sämtlicher 21 chinesischen Provinzen zusammengetrommelt und sie reisten alle mit ihren kleinen Büchern nach Kanton, einer seinerzeit noch relativ kleinen Stadt, ungefähr 100 km nördlich von Hongkong.

Das alte China

Dort wurde dann auf dieser Canton-Messe in nur 2 Wochen der gesamte exportfähige Rohwaren-Bestand Chinas an alle Einkäufer verkauft, die ein oftmals nur schwer zu bekommendes Visum für China ergattern konnten.

In Leipzig ging es ebenso zu, nur etwas gesitteter und feuchter.

Diese geregelte und gut funktionierende Art und Weise des chinesischen Handels mit der Welt endete ziemlich abrupt, als der chinesische Führer Mao seine Kulturrevolution begann.

Nach 9 Jahren des größten Chaos und Terrors in ganz China waren die traditionellen Handelswege in China und auch von China in die Welt komplett zerstört.

Die Nachfolger von Mao mussten praktisch bei Null anfangen.

Als sie dann 1977 zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder ihre ehemaligen Handelspartner nach Kanton zur Messe einluden, wurde hauptsächlich besprochen, wie man jetzt nach dieser Kulturrevolution wieder neu zusammenarbeiten könnte.

Das neue China

Es gab jetzt einen wesentlichen Unterschied – und der wurde auch sofort herausgestellt als nicht verhandelbar:

Die neuen Leute in China wollten nicht mehr nur Lieferant aller Rohwaren sein.

Sie hatten die Vorgaben der neuen chinesischen Regierung, ab sofort eine eigene Industrie für praktisch alle Wirtschaftsbereiche im eigenen Land aufzubauen.

All jene Produkte, die bisher fast ausschließlich exportiert wurden, sollten also möglichst ab sofort die Basis einer nationalen Fertigungsindustrie werden.

Großes Vorbild der Chinesen war in dieser Beziehung die Entwicklung in Japan.

Dort hatte man es in nur 2 Jahrzehnten geschafft, eine nach dem Zweiten Weltkrieg total am Boden liegende Wirtschaft wieder aufzubauen.

Die Chinesen hatten genau beobachtet, wie in Japan von 1945 bis 1965 eine blühende und sich ungestüm weiter entwickelnde Industrie für den gesamten Konsumgüter-Bereich entstand.

Und was die japanischen Erzfeinde konnten, meinten die Chinesen schon lange zu können.

Ratlos

In Hamburg im Kontor der Familie Petersen war diese neue Entwicklung in Asien zwar bekannt, aber man hatte keine Ahnung, wie man jetzt damit umgehen sollte.

Die Firma Petersen war seit vielen Generationen das Symbol der typischen Hamburger Pfeffersäcke. Man war eben Kaufmann und Importeur – das bedeutete, man kaufte Rohwaren in der ganzen Welt und brachte alles nach Hamburg.

Früher mit eigenen Segel- und später Dampfschiffen, danach mit eigenen Niederlassungen in den wichtigsten Handelsplätzen dieser Welt. Man hatte es zu eigenen Niederlassungen in Australien, Südafrika, Argentinien, St. Petersburg und am Hudson River in Nord-Kanada gebracht.

Selbst nach Island hatte es Familienmitglieder der Petersen vor langer Zeit verschlagen und man kaufte dort die kuscheligen Schaffelle, die blaugrauen Robbenfelle, die Eiderdaunen als die teuersten Daunen der Welt bis hin zu den in Asien sehr begehrten Wal-Penissen.

Dann gab es noch eine Niederlassung in Papua-Neuguinea, von der niemand genau wusste, warum diese eigentlich existierte.

Peter Petersen

Peter Petersen war der einzige der Familie, der aufgrund einer klugen Entscheidung seines Vaters, seines Onkels und seines Großvaters neben der kaufmännischen Ausbildung auch noch eine weitere Ausbildung in einer Leder-Fabrik erhalten hatte.

Er war in Deutschland nach Abschluss der 10. Klasse vom Gymnasium geflogen, was aber seine Eltern und seine Familie nicht weiter störte – er sollte eben so früh wie möglich die Praxis kennenlernen – ein Uni-Titel war in ihren Augen für einen Hamburger Kaufmann reine Zeitverschwendung.

Peter Petersen wurde also nach dem erfolgreichen Abschluss einer traditionellen Kaufmannslehre in die süddeutsche Provinz geschickt.

Er musste sich dort die nächsten Jahre mit der Herstellung von Lederschuhen und Ledermänteln, dem Gerben von Pelzfellen, dem großen Bereich von Schafwolle sowie schließlich mit so interessanten Materialien wie stinkende Schweine- und Rinderdärme für die bayrische Weißwurst-Industrie beschäftigen.

Als die Mitarbeiter der Niederlassung in Hongkong meldeten, dass auf der nächsten Messe in Kanton das General-Thema sein würde, wie China ab sofort selber Produzent werden könne, beschloss man mehr aus der Not heraus denn aus der eigenen Überzeugung, den jungen Peter zu dieser Messe zu schicken.

Es wurde ihm ausdrücklich gesagt, dass man in China nicht schmuggeln kann, dass man kein Bargeld in größeren Mengen im Koffer bei sich haben sollte und dass die ganzen Verhandlungen auf Englisch und Chinesisch stattfinden würden. Beide Seiten hätten die entsprechenden Dolmetscher bei den Verhandlungen dabei und mit Spanisch oder Portugiesisch oder sonstigen Eingeborenensprachen, die er in Südamerika gelernt hatte, solle er dort weder angeben noch irgendwie versuchen, sich zu artikulieren, das würde als versuchte Spionage gewertet werden können.

Die Verhandlung

Dann saß Peter in Kanton den chinesischen Geschäftspartnern gegenüber und war überrascht. Die chinesischen Delegationen waren freundlich, zuvorkommend und interessiert.

Darüber hinaus extrem höflich und pünktlich – da war er von Südamerika doch eine reichlich andere Verhandlungsführung gewohnt.

Außerdem wussten die Chinesen so ziemlich alles über ihn.

Woher die Chinesen fast alles über ihn wussten, hat er nie herausbekommen, aber man kam sehr schnell auf den Punkt.

Die Chinesen luden Peter ein, als einer der ersten Europäer mit ihnen zusammen ins Innere Chinas zu reisen.

Dort hätten sie in mehr als 15 Provinzen insgesamt über 60 Fabriken, die alle daran interessiert wären, für Europa und andere Kontinente zu produzieren – und nicht, wie bisher, für den noch praktisch völlig unterentwickelten chinesischen Markt.

Reisen in China

In den nächsten zwei Jahren reiste Peter fast alle zwei Monate nach China, um sich dort meistens jeweils mehrere Wochen in Zentralchina und anderen entlegenen Provinzen umzusehen.

In vielen Provinzen Zentralchinas war er offensichtlich in den kleineren Städten einer der ersten Europäer, die man bisher dort gesehen hatte.

In den weiter entfernten Gebieten wie Mandschurei, innere Mongolei, in den riesigen Gebieten von Westchina – hinter der großen Wüste Gobi sowie in extrem kalten Gebieten an der Grenze zu Nordkorea, war er oftmals wohl die erste Langnase, die dorthin reisen durfte – immer begleitet von mindestens 3 Chinesen aus den Wirtschaftsdelegationen, 2 oder 3 Sicherheitsleuten der Geheimpolizei und oftmals noch einem Koch und einem Fahrer, denn Eisenbahn und Flughäfen gab es in diesen entlegenen Gebieten Chinas kaum, man fuhr tagelang mit dem Lastwagen oder den Staatskarossen der Provinzfürsten, je nachdem, was gerade verfügbar war.

Obwohl die rein fachlichen Kenntnisse von Peter in Bezug auf die Produktion irgendwelcher Fertigprodukte wirklich nur rudimentär waren, konnte er es einigermaßen kaschieren, indem er die Chinesen bei den vielen Vorträgen und Betriebsbesichtigungen einfach das machen ließ, was die Chinesen selber gerne wollten.

Sie wollten ihre großen Betriebe zeigen, ihre Produkte, ihre Produktionsweisen und der Einzige, der dabei wirklich etwas lernte, war unser lieber Peter.

So hatte er innerhalb von wenigen Jahren einen ziemlich kompletten Überblick über die Möglichkeiten, aber auch die Unmöglichkeiten einer eigenen chinesischen Produktion.

Madame Zhu

Als Glücksfall erwies sich die Tatsache, dass er nach bereits zwei oder drei Monaten eine ältere Dame als Übersetzerin und Begleiterin zugeteilt bekam, die nicht nur sehr intelligent war, sondern eine der wenigen Chinesinnen war, die vor der Kulturrevolution (1966 – 1976) schon in einer staatlichen Außenhandels-Firma gearbeitet hatte. Sie war außerdem eine der ganz wenigen chinesischen Frauen, die schon vor der Kulturrevolution Englisch gelernt hatten.

Sie wurde dann stellvertretende Leiterin einer Außenhandels-Firma ganz im Norden Chinas in der Nähe der russisch-koreanischen Grenze, hatte aber durch ihre Besuche anlässlich der Canton-Messe immer wieder Kontakt zur Firma Petersen und deren Mitarbeitern.

Ihr Name war Frau Zhu.

Aber aus Respekt vor ihrer großen Lebensleistung wurde sie überall nur „Madame Zhu“ genannt.

Die Auszeichnung als „Madame“ war keine offizielle Bezeichnung, bedeutet aber eine sehr große Ehre und Anerkennung für jemanden, der Außergewöhnliches geleistet hatte.

Probleme

Die jungen Übersetzer, mit denen Peter zuerst in China zurechtkommen musste, waren eine einzige Katastrophe.

Sie hatten in den Universitäten der großen Städte zwar Englisch oder andere Sprachen gelernt, aber im Prinzip nur das reine Konversation-Englisch.

Sowie es um Fachbegriffe ging – und darum ging es im Grunde genommen laufend – musste Peter versuchen, mit seinem gepflegten Halbwissen erst mal all die jungen Übersetzer einzuarbeiten.

Wenn das nach zwei oder drei Wochen einigermaßen geschafft war, ging die jeweilige Reise zu Ende und bei der nächsten Reise war der nächste junge Übersetzer da – denn jeder junge Chinese, der die Fremdsprachen-Universität in Beijing oder Shanghai abgeschlossen hatte, sollte die Chance haben, einmal eine richtige Geschäftsbesprechung zu übersetzen.

Auf diese Art und Weise wurde jede Besprechung und jede Fach-Unterhaltung über Produktion und Technik zu einer einzigen Qual – für Peter und für seine chinesischen Begleiter.

Lösung

Schließlich sagte Madame Zhu, dass man jetzt einmal ein „free talking“ haben würde, ohne Geheimpolizei und sonstige Offizielle.

Sie sagte den Fabrik-Direktoren, dass der junge Herr Peter nicht mehr nach China kommen würde, wenn das Problem einer sachkundigen Übersetzung nicht gelöst werden würde.

Die Lösung war schnell und einfach – ab sofort übernahm sie selber die Funktion der Dolmetscherin und begleitete Peter von da ab jahrelang durch ganz Zentral-China.

Erst viel später erfuhr Peter, dass dies in den Augen der chinesischen Sicherheitspolizei und auch der lokalen Politiker eine unerhörte Situation gewesen war, denn die staatlichen Übersetzer hatten auch die Aufgabe, jeden Abend komplette Berichte über all das zu schreiben, was der Besucher aus Deutschland so gesagt und gemacht hatte.

Und das fiel jetzt weg – der Informationsfluss war unterbrochen, und das war in den Augen der Staatspolizei eine absolut gefährliche Situation.

Aber Madame Zhu ging als Siegerin aus diesem Konflikt hervor, die Wirtschaft und der Pragmatismus gewannen gegenüber der staatlichen Kontrollgewalt.

Diese Entwicklung war symptomatisch für die weitere Öffnung Chinas.

Die Besprechung

Gleichzeitig wurde das menschlich gute und ehrliche Verhältnis von Peter zu Madame Zhu die Grundlage für die weitere Entwicklung der nächsten 20 Jahre in China.

Peter hatte irgendwann genug Fabriken gesehen, genug chinesische Produkte begutachtet und es kam der Moment, wo ein Resümee gezogen werden musste.

Zu dieser Besprechung wurden die wichtigsten Fabrikdirektoren aus ganz China nach Peking gebeten und Peter musste sich auf die wohl bisher wichtigste Ansprache seiner bisherigen beruflichen Laufbahn vorbereiten.

Die Vision

In Deutschland war inzwischen Helmut Schmidt ein berühmtes Vorbild für all diejenigen geworden, die kurz und prägnant eine Situation erklären und voranbringen wollten.

Einer der berühmtesten Aussprüche von Helmut Schmidt war: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“.

Peter hatte eine Vision – aber die wollte er ohne ärztlichen Beistand umsetzen.

Es waren Lederschuhe.

Die inzwischen knapp 1 Milliarde Chinesen trugen zu geschätzt 98 Prozent alle ihre dicken und dünnen Stoffschuhe.

In den meisten inneren Provinzen waren es nur grob zusammengenähte Stoffstücke, die bei der Feldarbeit nicht störten und im Winter etwas wärmten.

In den Fabriken hatten die Arbeiter alle ganz einfache dünne Stoffschuhe.

In den Städten gab es gelegentlich schon so etwas wie Turnschuhe.

Aber Lederschuhe – das war ein absoluter Luxus und auch bei den allermeisten Chinesen unbekannt.

Peters Vision war:

Wenn irgendwann jeder Chinese auch nur ein paar Lederschuhe tragen würde, müsste man sämtliche Rinder und Kühe dieser Welt schlachten, um eine entsprechend ausreichende Menge von Rohmaterial zu bekommen – Peter war inzwischen Vegetarier.

Andere Lederarten waren für die Schuhproduktion nicht zu verwenden.

Schweine gab es zwar in China zu Millionen, aber das Leder eines chinesischen Hausschweins war mürbe und fiel nach kurzer Zeit auseinander, daraus Schuhe zu machen war unmöglich.

Die Häute oder Leder anderer Tiere waren entweder nicht in großen Mengen verfügbar oder aus anderen Gründen für die Schuhproduktion nicht zu gebrauchen.

Peters Vision würde also mit großer Sicherheit für immer eine Vision bleiben – es sei denn, man würde einfach anfangen und dann schrittweise weitermachen.

Dies war zusammengefasst der gesamte Inhalt der Botschaft, den Peter dann bei dieser großen Konferenz den anwesenden ca. 50 Fabrikdirektoren und hohen Offiziellen vortrug.

Der Plan

Natürlich hatte Peter auch schon einen Plan, nur war dieser Plan bisher in China überhaupt noch nie angedacht geschweige denn durchgeführt worden.

Er begann also seine Ansprache kurz mit folgender Feststellung:

Sie sind alle Experten.

Sie wissen, dass China das größte Leder exportierende Land der Welt ist.

80 Prozent der exportierten Leder sind Ziegenleder. Warum?

Die Ziege lebt in sehr kargen Gebieten. Fast 90% der Fläche von China bestehen aus solchen kargen Gebieten.

Die Ziege muss jeden Tag sehr lange Strecken durchlaufen, um überhaupt genügend Nahrung zu finden. Dadurch wird ihre Haut permanent bewegt. Diese Ziegenhaut bleibt extrem dünn und geschmeidig und damit auch extrem wertvoll.

Lederfabriken in Europa und Amerika zahlen Höchstpreise für so eine Rohware, um daraus ganz teure Lederröcke und Handtaschen zu produzieren.

So etwas brauchen wir in China nicht und könnten es auch nie bezahlen.

Was wir brauchen ist ein kräftiges, solides und einfach zu verarbeitendes festes Schuhleder.

Für eine Schuh-Produktion, wie sie in der ganzen Welt normal ist: aus Rindsleder.

Rinder aber gibt es in China nur ganz wenige. Und diese haben auch nur meist schlechte und karge Lebensbedingungen.

Die Häute dieser Rinder sind deswegen auch nur zum kleinen Teil und nur für minderwertige Lederschuhe zu gebrauchen.

Zusammengefasst und im Klartext:

Wir müssen raus aus China und in die Länder reisen, in denen es gute und preiswerte Rohwaren gibt für unser Projekt „1 Milliarde Paar Lederschuhe für China“.

Die meisten der Direktoren verstanden zwar, was Peter ihnen erklärte, aber ihnen war auch gleichzeitig klar, dass so ein Projekt in ihrer Provinz und mit ihren Möglichkeiten zu einem solchen Zeitpunkt schlicht nicht durchführbar war.

Nach Abschluss der Besprechung kamen dann aber 4 Fabrikdirektoren zu Peter und sagten, sie seien interessiert, dieses Projekt durchzuziehen.

Sie stellen kurz und bündig fest:

Sie waren noch nie im Ausland. Sie sprechen keine Fremdsprache. Sie haben keine Ahnung, wie man Rohware aus anderen Gebieten dieser Welt bearbeiten muss, um gute Schuhe zu machen.

Aber sie vertrauen darauf, dass Peter mit ihnen zusammen eine Lösung finden könnte.

Damit hatte Peter genau das erreicht, was er wollte:

Mit einer kleinen Gruppe von interessierten Menschen durch die Welt reisen, um Materialien zu kaufen, damit in China die Menschen gute Schuhe tragen können.

In der nächsten Woche wurde intensiv über das Thema beraten und im Klartext kam man zu folgendem Ergebnis:

Die Durchführung

Gutes und preisgünstiges Leder respektive das Rohmaterial dafür gab es in drei Ländern:

  • Australien
  • Südafrika
  • Argentinien

Von der Logistik her war Australien am nächsten und einfachsten. Außerdem gab es dort die größten Mengen.

Es wurde vereinbart, dass man so schnell wie möglich mit einer ersten Delegation nach Australien reist.

Einige Monate später war es soweit.

Die Chinesen reisten alle nach Hongkong, denn zu der Zeit gab es noch keine Flüge von Peking nach Australien.

In Hongkong trafen sich Peter und die China-Delegation und kurze Zeit später war man in Südaustralien, um sich vor Ort alles genau anzusehen.

Das System dort war im Prinzip einfach:

Die Farmer trieben ihre Herden viele Tage lang zur nächsten Stadt, wo ein Schlachthof war. Dort, direkt neben dem Schlachthof, wurden die Tiere noch 2 – 3 Tage in großen Gehegen gehalten.

Zum einen sollten die Tiere sich von der langen Reise erholen, bevor sie dann geschlachtet wurden und zum anderen hatten die Käufer die Möglichkeit, die Herden vorher zu besichtigen.

Hierbei wurden auch zwischen Käufer und Verkäufer die Preise pro Tier ausgehandelt, denn der Schlachthof war nur ein reiner Lohnveredelungsbetrieb, der pro Kopf eine bestimmte Vergütung bekam.

Die Käufer waren entweder Fleischfabriken oder Händler, die sich auf sonstige Teile in der Tierverarbeitung spezialisiert hatten, also zum Beispiel Großhändler für Häute und Felle oder Darmhändler oder Händler, welche die Abfälle der Schlachtungen für Tierfutter-Verwertung kauften.

Die Chinesen waren besonders beeindruckt, wie schnell alles ging – in China selber hätte man für so etwas tagelange Diskussionen und den Austausch aller Argumente benötigt, hier lief die Uhr der Versteigerung und in 2 Minuten war alles vorbei.

Die Tiere wurden im Akkord geschlachtet, die einzelnen Verwertungen wurden gestapelt, konserviert und dann für den weiteren Verbrauch und Weitertransport fertig gemacht.

Das Wichtigste war aber, dass der Farmer sofort sein Geld bekam.

Das bedeutete, dass bei der Versteigerung einer Herde die Versteigerung in der amerikanischen Form vor sich ging.

Über dem Kopf des Auktionators war eine Art riesige Uhr, deren einziger Zeiger sich ab Beginn jedes Verkaufs langsam auf einer Anzeige-Tafel von oben nach unten zu bewegen begann.

Jeder Käufer hatte ein kleines Stopp-Gerät in der Hand, mit dem er die Uhr jederzeit anhalten konnte. Derjenige Käufer, der zuerst auf den Knopf drückte und somit den höchsten Preis bereit war zu zahlen, bekam die gesamte Partie. Auf diese Art und Weise war praktisch jeder Interessent gezwungen, sofort sein höchstes Limit zu benutzen.

Es wurden wesentlich höhere Preise erzielt im Vergleich zu dem früheren System, bei dem man im Rahmen einer normalen Versteigerung den Preis langsam durch immer neue Gebote hochtrieb.

Der Käufer musste innerhalb von 3 Tagen den gesamten Betrag bar bezahlen und der Farmer ging mit seinem Geld nach Hause.

Der Schlachthof bekam für seine Lohn-Schlachterei auch sein Geld, bevor die Ware das Gebäude verließ – alles andere war bei den riesigen Entfernungen in Australien und den dortigen rauen Sitten nicht praktizierbar.

Probleme

Dieses ganze System war den Chinesen total neu.

Als Fachleute sahen sie natürlich sofort, dass die Häute und Leder dieser australischen Rinder ein Vielfaches besser waren in Qualität und Größe im Vergleich zu ihrer chinesischen Rohware.

Außerdem waren sie überwältigt und beeindruckt von den gewaltigen Mengen, die dort jeden Tag versteigert wurden.

In China ist das Problem der Menge ganz wichtig. Im Verhältnis zu jedem anderen Land muss es in China alles-zig mal mehr geben, schlicht weil es so viele Chinesen gibt.

Nachdem man in den nächsten acht Tagen noch weitere solche Auktionen in verschiedenen Städten in Australien besucht hatte, war das Resümee klar:

Hier konnte man genügend Ware bekommen, um wirklich große Mengen günstig zu produzieren.

Auf der anderen Seite gab es zwei große Probleme:

1. Wie sollten die Chinesen solche Mengen sofort bezahlen können?

Jede Devisen-Anforderung einer chinesischen Fabrik bei der chinesischen Zentralbank und deren Importbehörde dauerte mindestens 6, meistens 9 Monate, bis man irgendwelche Devisen-Zuwendungen bekam – oder auch nicht.

2. Es gab chinesische Importbestimmungen, die es zu diesem Zeitpunkt verboten, dass ausländische Firmen etwas nach China verkauften, was im Prinzip selbst in China vorhanden war.

Lösungen

Im Laufe der Abschlussbesprechung kristallisierten sich zwei Lösungspunkte heraus:

Es musste ein Weg gefunden werden, dass das Geld zum Bezahlen der Ware immer und sofort verfügbar war.

Außerdem musste ein Weg gefunden werden, dass die chinesischen Fabriken diese Ware nicht von ausländischen Kunden kauften, sondern praktisch für sich selber.

Dies würde aber bedeuten, dass eine chinesische Firma in Australien die Ware für sich kauft, selber sofort bezahlt und dann zu sich nach China bringt, um daraus dann diese neuen Produkte zu produzieren.

Man fuhr wieder nach Hause und verabredete sich, in zwei oder drei Monaten diese beiden zentralen Themen neu zu besprechen.

Der Stammsitz

Als Peter nach seiner Rückkehr in Hamburg seiner Geschäftsleitung erzählte, was sich so in den letzten Wochen ereignet hatte, war man absolut ratlos.

Weder sein Vater noch sein Onkel noch sein Großvater waren im Laufe ihres Lebens irgendwann für längere Zeit im Ausland gewesen. Sie hatten alles immer nur von Anfang bis zum Ende vom Schreibtisch aus im Stammsitz der Pfeffersäcke geleitet und entschieden.

Da die finanziellen Verhältnisse der Firma gut und solide waren, hatte man auch entsprechend freundschaftliche Verbindungen zu den entsprechenden Hamburger Banken.

Eine Besonderheit des traditionellen Hamburger Kaufmannes war, möglichst viel mit Privatbanken zu arbeiten.

Dies waren meistens kleinere Banken, deren Inhaber noch persönlich für alles verantwortlich waren, was in ihrer Bank geschah.

So arbeitete auch die Firma Petersen mit vier oder fünf seriösen Hamburger Privatbanken.

Eine Aufzählung der Namen dieser Banken erübrigt sich hier – von diesen fünf Privatbanken sind inzwischen vier am Markt verschwunden und die fünfte wurde vor 10 Jahren von einer französischen Großbank übernommen.

Die Hausbank

Peter wurde von seiner Familie beauftragt, das Finanzierungsproblem zu lösen – er habe ja schließlich auch den ganzen Schlamassel angefangen.

Die Hausbank der Firma Petersen übernahm seinerzeit gut 2/3 des gesamten Finanzierungsbedarfs der Firma Petersen.

Ein Direktor, der für die Zusammenarbeit zwischen Hausbank und Familie zuständig war, kam alle paar Monate ins Büro oder man traf sich in der Bank oder beim Austern-Schlürfen und besprach die jeweilige Situation.

Das gegenseitige Vertrauensverhältnis war Grundlage einer seriösen Zusammenarbeit und wurde von beiden Seiten gepflegt. Teils offen, teils diskret.

Nur hatte Peter selber bis zu diesem Moment überhaupt keine persönlichen Erfahrungen mit Bankenfinanzierung, Kreditabwicklung und alles, was damit zu tun hat.

Seine Aufgabe war es bisher nur gewesen, günstig irgendwo auf der Welt etwas einzukaufen, nach Europa zu bringen und gelegentlich dafür zu sorgen, dass ein Kunde seine Wechsel, die dieser Kunde zur Bezahlung der gekauften Waren ausstellte, auch einlöste.

Er traf sich mit dem Bankdirektor, man besprach alles und war sich ziemlich schnell einig, dass man das Problem zwar irgendwie lösen könne, aber nicht auf die Schnelle.

Und wenn, dann auch nur in einer Form, die eine wirkliche und dauerhafte Lösung der Probleme bedeuten würde.

Besuch aus China

Bei einer nächsten Gesprächsrunde, diesmal wieder in China, sagte Peter, dass man in Deutschland an einer Lösung der beiden Hauptprobleme arbeite.

Er deutete an, dass das Finanzierungsproblem wohl von Peter und seiner Firma gelöst werden könne, aber das Transportproblem und hierbei insbesondere die Einfuhr der Waren rein nach China, das sollte überwiegend von den Chinesen gelöst werden.

So hatte man von Anfang an eine vernünftige Aufteilung, jeder übernahm seinen Part.

Peter sagte dann seinen neuen chinesischen Partnern, dass es sehr wichtig sei, dass in dem jetzigen Stadium der Problemlösungen eine kleine Delegation der Chinesen schnellstmöglich nach Deutschland reist.

Man halte es für dringend nötig, dass die chinesische Seite sich einen persönlichen Eindruck von der Firma Petersen macht.

Außerdem sei es wichtig, zusammen mit Peter und anderen Mitarbeitern der Firma Petersen einige Fabriken in Deutschland zu besuchen, um die Produktionsabläufe und Qualitäten zu sehen, die dort vorhanden sind.

Nur so kann man sehen, welche Standards in Deutschland vorhanden sind, die man dann später in China auch erreichen müsse.

Das war einleuchtend und nach relativ kurzer Zeit hatte Madame Zhu zusammen mit zwei Fabrikdirektoren ein Visum zur Einreise nach Deutschland.

Man besuchte zuerst drei oder vier kleinere Lederfabriken und zwei Schuhfabriken, alles Firmen, die bisher ein gutes Geschäftsverhältnis mit der Firma Petersen hatten.

Diese Firmen ließen durchblicken, dass 70 Prozent der Kosten einer deutschen Schuhproduktion der Arbeitslohn sei – und der lag in Deutschland derzeit bei 8 DM pro Stunde.

In China hingegen bei ca. 5 DM – aber pro Tag.

Nach Ende dieser kleinen Rundreise wurde die kleine Gruppe aufgesplittert.

Die beiden Fabrikdirektoren reisten zusammen mit dem Inhaber eines kleinen chinesischen Restaurants, in dem Familie Petersen Stammgast war, an die Ostsee und an die Nordsee, um dort einige Tage Urlaub zu machen.

Madame Zhu reiste zusammen mit Peter nach Süddeutschland.

Des Pudels Kern

Es kommt jetzt allmählich der Moment, wo wir zum zentralen Thema dieses Berichtes kommen.

Peter hatte mit dem befreundeten Hamburger Bankdirektor in den Wochen zuvor einen richtig soliden Plan erarbeitet, wie man die Hauptprobleme in Australien lösen könnte.

Die Lösung war wie immer einfach, wenn man sich auf das Wesentliche reduziert:

Es musste eine Geldgeber-Quelle geben, die in Australien sofort zahlen würde.

Es müsste dann eine Speditions-Firma in Australien geben, die die Ware neutral nach China schickt und zwar mit Dokumenten, aus denen hervorgeht, dass es sich um Eigeneinkäufe der Firmen und Fabriken in China handelt, sodass man auf diese Art und Weise mit dem 40% Import-Zoll umgeht, der sonst fällig geworden wäre und jede Kalkulation unmöglich gemacht hätte.

Es muss dabei natürlich gewährleistet werden, dass alles so abläuft, dass niemand persönlich in Gefahr kommt, was bei den seinerzeitigen Verhältnissen in den Achtzigerjahren in China nicht ganz einfach war.

Entsprechend war jetzt folgendes vorbereitet worden:

– Man würde eine Firma gründen, diese Firma mit Geld versorgen und dieses Geld in Australien zur Verfügung stellen.

Gleichzeitig würde diese Firma in Australien als Absender fungieren, und damit war an sich schon alles irgendwie geregelt.

Da es sich bei dieser angedachten Konstruktion ausschließlich um Chinesen handeln sollte, mussten alle Beteiligten von vornherein entsprechend geschützt werden vor Übergriffen oder Repressalien seitens chinesischer Behörden.

Das ganze sollte über die Schweiz gehen, denn nur dort war man sicher, alles so abwickeln zu können, wie man es sich vorstellte.

Madame Zhu hatte aber kein Visum für die Schweiz.

Es sollte auch in China grundsätzlich und von Anfang an nichts mit dem Begriff oder dem Land Schweiz in Verbindung gebracht werden.

Herr Zwingli

Peter und Madame Zhu fuhren also nach Konstanz an den Bodensee und setzen sich in ein kleines Café kurz vor der Grenze zur Schweiz.

Sie warteten keine 10 Minuten, pünktlich auf die Minute erschien Herr Zwingli, seines Zeichens leitender Anwalt einer kleinen, aber feinen Schweizer Kanzlei.

Er öffnete seinen berühmten kleinen schwarzen Aktenkoffer und fing an, eine ziemlich unüberschaubare Menge von Papieren stapelweise auf den Tisch im Café zu verteilen.

Herr Zwingli war in Statur, Freundlichkeit und Auftreten der Prototyp eines soliden und korrekten Schweizers, so wie man es ansonsten nur aus Filmen oder Erzählungen kennt.

Peter hatte Madame Zhu im Vorfeld in etwa erzählt, was geplant war.

Madame Zhu hatte einige Punkte wohl begriffen, aber gleichzeitig war man sich auch darüber einig, dass es besser sei, wenn Madame Zhu so wenig wie möglich begreifen würde – was man nicht weiß, kann einen auch nicht belasten.

Und dann fing Herr Zwingli an, mit seinen verschiedenen Papier-Haufen zu jonglieren und zu zaubern.

Die Stiftung

Als erstes wurde eine Stiftung gegründet.

Den Namen habe ich vergessen, aber man hatte sich, wenn ich mich richtig erinnere, etwas wirklich schönes Chinesisches ausgedacht, so ähnlich wie „Morgenröte“.

Eine Stiftung als solche zu gründen ist nichts Ungewöhnliches.

Jeder, der gerne möchte, dass mit seinem Geld etwas Gutes geschieht, kann eine Stiftung gründen, dort sein Geld hinschicken und dann die Stiftung mit diesem Geld arbeiten lassen.

Derjenige, der seiner Stiftung etwas von seinem Geld gibt, ist sein Geld erstmal los.

Und zwar unwiderruflich.

Einer Stiftung Geld zu geben ist im Prinzip das gleiche wie sein Geld zu verschenken.

Eine Stiftung muss irgendwo gegründet werden.

Das wurde in jener Zeit hauptsächlich in Lichtenstein oder der Schweiz durchgeführt. Gelegentlich auch in Panama.

Auch wenn Panama sehr weit weg war, waren die Kosten dort nur halb so hoch wie in Europa.

Wir hatten uns im Vorfeld für Panama entschieden, denn es war nicht beabsichtigt, mit dieser Stiftung viel Transaktion zu machen – und vor allem: Panama war weiter weg von China als Europa.

Herr Zwingli hatte bereits im Vorfeld die nötigen Vorbereitungen getroffen, um eine solche Stiftung in Panama zu gründen.

Das geht, wie wir heute alle wissen, ganz schnell.

Man gründet dort eine Firma, bezahlt 2.000 bis 3.000 Dollar Gründungsgebühr und ist dann ziemlich schnell stolzer Besitzer einer solchen Stiftung.

Wenn also auf diese Art und Weise der Stiftungsmantel, wie man es fachmännisch nennt, geschaffen wurde, muss die Stiftung nur noch mit Inhalt oder Leben gefüllt werden.

Dazu sind drei Sachen nötig:

  • Erstens die Statuten.
  • Zweitens ein Konto
  • Drittens ein Geldgeber

Zu den Statuten:

Die Statuten sind im Prinzip genauso aufgebaut wie die Satzungen bei jedem Sportverein.

Es muss drin stehen:

  • was der Zweck und Sinn dieser Stiftung ist,
  • wer begünstigt werden soll,
  • und was geschehen soll, wenn die Stiftung sich einmal auflösen sollte.

In unserem Fall war es ganz einfach:

  • Sinn und Zweck dieser Stiftung war ausschließlich, dass es Madame Zhu immer gut gehen soll.
  • Einzige Begünstigte dieser Stiftung war also Madame Zhu.
  • Nach einer Auflösung der Stiftung sollte ein eventuell noch vorhandener Restbetrag dem Schweizer Roten Kreuz zugutekommen.

Wer aber hatte das Sagen über diese Stiftung – denn der Geldgeber hat ja alles verschenkt- hat mit dem organisatorischen Ablauf der Stiftung nichts mehr zu tun.

Auch hier ist es wieder genauso wie bei jedem deutschen Verein: In allen Satzungen oder Statuten jedes Sportclubs steht: Der Vorstand bestimmt die Geschicke des Vereins.

Bei einer Stiftung in der Schweiz heißt ein solcher Vorstand nicht Stiftungsvorstand, sondern meistens Verwaltungsrat.

Bei kleineren Stiftungen besteht dieser Verwaltungsrat aus drei Mitgliedern.

Diese drei Verwaltungsrat-Mitglieder bleiben fast immer im Hintergrund, sie mischen sich nicht in das Tagesgeschehen der Stiftung ein.

Für diese Tagesarbeiten ernennen sie einen Arbeitsdirektor – in der Wirtschaft würde man sagen: einen Manager, im Sportverein wäre es meistens der Trainer – der für die Belange der Stiftung arbeitet und dafür bezahlt wird.

Sollte jetzt der Fall eintreten, dass es Madame Zhu nicht so gut geht, sie zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen eine Operation benötigt oder sie aus irgendwelchen anderen Gründen eine finanzielle Hilfe von der Stiftung braucht, so funktioniert dies wie folgt:

Madame Zhu wendet sich an den Arbeitsdirektor und erklärt ihr Problem.

Der Arbeitsdirektor prüft, ob das Verlangen von Madame Zhu im Sinne der Statuten ist.

Da in den Statuten steht, dass die einzige Aufgabe der Stiftung darin besteht, dass es Frau Zhu immer gut gehen soll, ist der Wunsch von Madame berechtigt und eine Hilfe für Madame Zhu satzungsgemäß zu gewähren.

Der Arbeitsdirektor informiert jetzt den Verwaltungsrat und erklärt, dass seiner Meinung nach der Bitte von Frau Zhu entsprochen werden kann, denn ihr Wunsch sei nach den Satzungen zu erfüllen.

Die Verwaltungsratmitglieder prüfen den Fall, vergleichen das Begehren von Frau Zhu noch einmal mit den Satzungen und geben dann ihr Einverständnis, dass der Arbeitsdirektor das Geld an Frau Zhu auszahlen kann.

Soweit zum Prozedere zwischen den Stiftungsbegünstigten, dem Arbeitsdirektor und dem Verwaltungsrat.

Selbstgespräche

Herr Zwingli erklärte uns dann, wie der Verwaltungsrat sich zusammensetzt.

Unser Verwaltungsrat bestand aus 3 Firmen, die in jeweils anderen Ländern residierten.

Eine Firma in Uruguay, eine auf einer kleinen Insel im Pazifik und eine dritte in Belize, einem kleinen Land in Mittelamerika.

Diese drei Firmen würden jeweils einen Bevollmächtigten ernennen und diese drei Bevollmächtigten bilden dann den Stiftungsrat.

Dieser Stiftungsrat ernennt dann als erste Amtshandlung einen Arbeitsdirektor, der für die tägliche Arbeit in der Stiftung zuständig ist und der dafür eine Vergütung bekommt – je nach dem Arbeitsaufwand, den er in der Stiftung zu leisten hat.

Nachdem dies alles von dem netten Herrn Zwingli mit einfachen Worten erklärt worden war, sagte er am Ende seiner Ausführungen, dass er selber vom Stiftungsrat als Arbeitsdirektor ernannt worden sei und er somit ab sofort als Verwalter dieser Stiftung fungieren könne.

Er sei aber natürlich jederzeit an die Statuten gebunden und auch an die Weisungen der drei Kontrolleure des Stiftungsrates.

Da ihm aber zufälligerweise auch alle drei Firmen in der Südsee, in Uruguay und in Belize selber gehören, würde er erfreulicherweise in Personalunion von Aufsichtsrat und Arbeitsdirektor dieser Stiftung tätig sein können.

Dann verlas er noch kurz die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsweise eines Arbeitsdirektors einer Stiftung – sie bestand aus einem einzigen Punkt:

Der Arbeitsdirektor ist angewiesen, jede größere Auszahlung aus dieser Stiftung mit dem Verwaltungsrat abzustimmen und zu prüfen, ob eine solche Zahlung satzungsgemäß ist.

In unserem Fall würde das bedeuten, dass Madame Zhu zum Beispiel den Arbeitsdirektor der Stiftung bittet, einen größeren Betrag nach Australien zu schicken.

Der Arbeitsdirektor stimmt sich hierüber mit dem Verwaltungsrat ab, und wenn Herr Zwingli nach diesem kurzen Selbstgespräch mit sich selber einigt geworden ist, dass die Anforderung einer Zahlung ein korrektes Begehren im Sinne der Satzung der Stiftung ist, stimmt er der Transaktion zu.

Somit haben dann Verwaltungsrat und Arbeitsdirektor einstimmig beschlossen, dass die Zahlung satzungsgemäß ist und prompt durchgeführt werden kann.

Das Geld geht nach Australien.

Die neue Firma

Nun ist es aber nicht sehr klug und sinnvoll, wenn eine Stiftung von sich aus irgendwie im internationalen Finanzsystem agiert.

Das sollte lieber Firmen vorbehalten sein, die ganz normal ihre Geschäfte tätigen.

Deswegen erklärte Herr Zwingli, jetzt komme man zum nächsten Haufen der Papiere auf dem Tisch.

Dieser Papierhaufen beinhaltete die Gründungsurkunde einer neuen Firma, die ebenfalls in Panama registriert war.

Diese neue Firma hatte nicht mehr einen chinesisch klingenden Namen wie Morgenröte, sondern ganz normal den unverfänglichen Firmennamen einer international agierenden Finanzfirma, zum Beispiel „Globus Trust International“ oder so etwas Ähnliches.

Diese Firma Globus Trust International wiederum gehörte vom Moment ihrer Gründung an zu 100 Prozent unserer soeben gegründeten Stiftung „Morgenröte“ – die Stiftung war also die auch schon damals wichtige sogenannte „wirtschaftlich Berechtigte“.

Weitere Einzelheiten hierzu würden hier zu weit führen – das Prinzip war klar, logisch, rechtmäßig und einigermaßen preisgünstig.

Es genügt festzustellen, dass diese Firma Globus Trust International ein Bankkonto hatte, zufällig bei der gleichen Schweizer Bank, in der auch die Stiftung Morgenröte ein Konto für ihr Stiftungsvermögen hatte – und der gute Herr Zwingli war mit dem Chef dieser kleinen, aber sehr renommierten Schweizer Privatbank gut befreundet.

Nachdem Madame Zhu an diesem Nachmittag einige Dutzend weitere Papiere unterzeichnet hatte, waren Stiftung, Firma, Bankkonten, Vollmachten und alles, was noch dazugehört, ins Leben gerufen und konnten praktisch ab sofort anfangen zu arbeiten.

Die Vollmacht

Schließlich erhielt Peter von Madame Zhu noch eine persönliche Generalvollmacht – über den Tod hinaus, wie es darin so schön heißt – um alle im Zusammenhang mit der Stiftung und der Firma stehenden Abwicklungen und Geschäfte auch in Abwesenheit von Frau Zhu durchführen zu können.

Jetzt war Peter also Generalbevollmächtigter.

Madame Zhu war optimal abgesichert.

Es fehlte nur noch das Geld, um jetzt in Australien geschäftlich aktiv zu werden.

Zurückgekehrt nach Hamburg wurde ein Kreditvertrag vom Direktor der Hausbank der Familie Petersen aufgesetzt.

Und zwar nicht zwischen der Hausbank und der Firma Petersen, sondern zwischen der Hausbank und Madame Zhu, vertreten durch Peter.

Darin verpflichtete die Bank sich, einen ersten größeren Finanzierungsbetrag auf das Stiftungskonto zu überweisen.

Als Garantie und Absicherung übertrug Madame Zhu – vertreten durch ihren Generalbevollmächtigten Peter – sämtliche Werte, die in der Stiftung waren, auf die Hausbank.

Auf diese Art und Weise war die Firma Petersen nirgendwo in irgendwelchen Papieren dieser chinesischen Finanzierungstransaktionen eingebunden.

Man hatte natürlich allgemein etwas Herzklopfen, als es dann wirklich losging.

Aber es klappte alles problemlos.

Die Praxis

Zwei chinesische Fabrikdirektoren fuhren am Anfang der nächsten Saison zusammen mit Peter nach Australien.

Sie ersteigerten die ersten größeren Partien im Schlachthof und durch eine Eilüberweisung, die Peter von Australien aus organisierte, war innerhalb von zwei Tagen das Geld für die ersteigerte Ware auf dem Konto der australischen Verkäufer.

Die Ware wurde danach gut verpackt und in Ballen gepresst, Container gab es damals noch nicht.

Ein Spediteur wurde beauftragt, diese ersten 150 Ballen rohes australisches Rindsleder mit dem nächsten Dampfer nach Hongkong zu verschiffen. Eine direkte Verladung von Australien nach Nordchina gab es ebenfalls zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Als Absender der Ware erschien auf den Papieren nur die Speditionsfirma.

Es wurden sogenannte Order-Papiere erstellt, das waren Papiere, die so gut waren wie Geldscheine.

Derjenige, der diese Papiere im Besitz hatte, konnte mit solchen Papieren in Hongkong zum Hafen gehen, ihm wurden mit diesen speziellen Frachtpapieren sofort die gesamten 150 Ballen Rinderhäute ausgeliefert.

In Hongkong wurden dann neue Papiere für die nächste Verladung nach Nordchina erstellt, es fungierte hier als Absender eine chinesische Firma, die darauf spezialisiert war, Ware von Hongkong nach China so zu verladen und so zu verschicken, dass diese zollfrei nach China reinkam – die Einzelheiten sind innerchinesisch und es sei nur so viel darüber bemerkt worden, dass es klappte.

Das Resultat

Nach vier oder fünf Monaten waren die ersten australischen Rindsleder irgendwo in Zentralchina fertig produziert, das heißt gegerbt und gefärbt.

Alle chinesischen Fachleute waren erstaunt, wie gut die Qualität geworden war.

Schöne, geschmeidige, kräftig glänzende Leder, die man auch noch gut nähen und zu Schuhen weiter verarbeiten konnte – die beste australische Ware war auf diese Art und Weise nach Zentralchina gelangt und bildete den ersten Anfang einer langen und insgesamt gesehen sehr erfolgreichen Produktion von qualitativ hochwertigen Lederschuhen in China.

Natürlich sprach es sich bei den nächsten Messen im Kanton in den einschlägigen Käufer- und Verkäuferkreisen schnell rum, dass jetzt plötzlich auch in China Lederschuhe in einer völlig neuen und sehr guten Qualität produziert wurden.

Aber der Weg dahin, wie alles begann und was dafür alles nötig war, dies alles blieb rätselhaft und ist bis heute nur einer kleinen Handvoll inzwischen pensionierten und meist zufriedenen und auch ein bisschen stolzen Chinesen und Deutschen in Erinnerung geblieben.

Nachsatz

Einige Jahre später gelang Peter der wirklich große Durchbruch.

Er schaffte es mit Hilfe seiner chinesischen Freunde, sehr große Mengen von australischen Lammfellen nach China zu schicken, um dort eine Produktion zu beginnen, die es in dieser Form auf der Welt noch nicht gegeben hatte.

Es wurden Lammfell-Autositzbezüge produziert – und zwar in riesigen Mengen.

Deutschland war das einzige Land der Welt, in dem so ein Produkt überhaupt zu verkaufen war – aber wenn die Deutschen etwas mögen, dann schlagen sie richtig zu.

Die nächsten 15 Jahre versorgte Peter die gesamte ältere deutsche Autokundschaft mit warmen und weichen Lammfell-Sitzbezügen aller Art.

Egal ob bei Aldi, Kaufhof, Karstadt, Tchibo oder sonst wo diese Artikel angeboten wurden – sie kamen von den riesigen Herden australischer Merino-Schafe, deren Felle nach China geschickt wurden, um dort in 6 großen Fabriken zu kuscheligen deutschen Lammfell-Autositzbezügen verarbeitet zu werden.

Die Organisationen in der Schweiz und in Panama wurden nach einigen Jahren überflüssig und gelöscht.

Die Chinesen hatten – wie immer – schnell und viel vom Westen gelernt und irgendwann später entstanden in weit entlegenen Gebieten am Rande dieses Riesenreiches sogenannte Sonder-Wirtschaftszonen, wo alles das möglich wurde, was Peter viele Jahre vorher als erster angefangen und dann zusammen mit seinen chinesischen Freunden ziemlich erfolgreich durchgezogen hatte – heute würde man sagen, ein Start-Up der besonderen Art.

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