SILBERPAPIER


Der Alte

Levin hob den Kopf und blickte Thomas direkt ins Gesicht.

„Wie lange kennen wir uns jetzt schon?“ fragte er ihn in seiner leisen aber eindringlichen Art. Um sich dann selber die Antwort zu geben. „Ich denke, es sind inzwischen viele Jahre geworden. Sie haben für uns immer gut gearbeitet. Wir von unserer Seite haben unser volles Vertrauen an Sie und ihre Arbeit gezeigt, indem wir Ihnen von Anfang an große Vorschüsse zur Finanzierung ihrer Expeditionen zur Verfügung stellten.

„Und jetzt“ – und damit wurde seine Stimme noch leiser – „diese Katastrophe“.

Thomas hatte bis jetzt schweigend seinem Gesprächspartner gegenüber gesessen. Sein Blick in diesem wunderschönen alten Privatkontor war meistens auf das große bodentiefe Fenster gerichtet, was den Betrachter direkt auf den Züricher See schauen ließ.

Er war hier zitiert worden, um über etwas offensichtlich sehr Unangenehmes zu sprechen. Mehr wusste er nicht, denn das Meiste, was sich mit seiner Arbeit verband, war nur im persönlichen Gespräch möglich.

Thomas blickte vom Fenster zurück auf seinen Gegenüber.

Er kannte Levin Müller jetzt schon fast 10 Jahre und er hatte den größten Respekt vor diesem Inhaber einer der größten europäischen Importfirmen, die sich mit Leder, Pelzen, Fellen, Häuten und sonstigen Tierprodukten beschäftigten, der Firma Mueller & Cie in Zürich.

Don Levin, wie er fast ausschließlich in der gesamten Branche genannt wurde, schob jetzt den Brief, der vor ihm auf seinem Schreibtisch lag, seinem Gegenüber zu.

Thomas überflog den Inhalt. Es war die Aufstellung und der Eingangsbericht einer sehr großen tschechischen Gerberei, die bekannt dafür war, dass sie fast alle exotischen Felle und Pelze perfekt gerben und verarbeiten konnte.

Neue Leute

Jetzt erklärte Levin in kurzen Worten den Sachverhalt.

Man hatte die vorletzte und die letzte Sendung, die er nach Zürich zu seinem Kunden geschickt hatte, weitergeleitet in die Tschechoslowakei zu dieser Gerberei, damit die Ware fertig gearbeitet wurde für die nächste Pelzmesse in einigen Wochen in Frankfurt.
Es handelte sich um zwei große Lieferungen, an deren Zusammenstellung Thomas viele Wochen im oberen und mittleren Amazonas gearbeitet hatte.

Beide Sendung wurden mit einiger Verspätung aus Brasilien herausgeschmuggelt, denn in jenen diesen Zeiten gab es in Brasilien mehr oder weniger wöchentliche Militär-Putsche und Revolutions-Regierungswechsel mit allem, was dazugehört.

Neue Leute, neue Vorschriften, neue Portemonnaies, die sich unter diversen Schreibtischen öffneten und gefüllt werden mussten. Neue Papiere, deren Inhalt niemand las und schließlich damit verbunden gelegentlich auch neue Namen für irgendwelche Tierarten, die es ausschließlich in Thomas ausgeprägter Fantasie gab.

Die neuen Tiernamen hatten den Vorteil, dass man sie nicht verbieten konnte, weil sie außer auf den Papieren von Thomas in keinem der weltweiten Zoologiebücher enthalten waren, wo penibel die Tiere jedes Landes aufgeführt wurden. Diese Enzyklopädien der Tiere dieser Welt waren auch Grundlage der internationalen Zollbestimmungen und hieraus wurde dann entschieden, welche Tierarten und Gruppen eventuell geschützt oder verboten wurden für den weltweiten Handel.

Was es jedoch nicht in diesen Listen gab, konnte nicht verboten werden – und das war der Freifahrtschein für den privaten Export, den Thomas sehr geschickt organisierte.

Regierung – Umstürze, Militärputsch und alles, was damit zu tun hatte – war in jenen Jahren in Brasilien an der Tagesordnung.

Thomas wiederum entwickelte zur Lösung dieser Situationen in Bezug auf seine sehr privaten Tätigkeiten eine bemerkenswerte Mischung aus Kreativität und Kontinuität.

Eier

Dies alles wussten Don Levin und Thomas. Und trotzdem wurde er aufgefordert, schnellstmöglich nach Zürich zu kommen. Und so sah er sich jetzt in diesem Kontor einer Situation gegenüber, die er vorher noch nie erlebt hatte.

Er studierte den Inhalt des Briefes der Gerberei etwas sorgfältiger und wurde dabei von Don Levin einmal unterbrochen.

„Thomas,“ fragte der alte Herr seinen Gegenüber, „wissen Sie, was faule Eier und ein schlechtes Pelzfell gemeinsam haben?“

Thomas war über diese Frage überrascht und wusste keine Antwort. „Ich will es Ihnen kurz sagen“, fuhr der alte Herr fort. „Wenn man sie ins Wasser schmeißt, schwimmen beide oben“.

Jetzt ahnte Thomas, was kommen würde: Er erinnerte sich daran, dass seine Großmutter ihm einmal erklärt hatte, wie man gute von schlechten Eiern unterscheidet.

Es war sehr einfach: man legt sie in einen mit Wasser füllten Kochtopf. Schwimmt ein Ei oben an der Oberfläche, ist es schlecht und bereits verfault. Es hat sich durch Fäulnis und Verwesung im Inneren des Eis bereits schon so viel Luft und Fäulnis-Gas gebildet, dass das Ei damit an der Oberfläche schwimmt.

Das waren die Worte seiner Großmutter, aber gesehen oder erlebt hat er diesen Vorgang selber nie. Er wusste aber aus der Zeit, in der er selber in einer Gerberei arbeitete, dass zum Beispiel ein Lammfell, das in einem Bottich gewaschen und gegerbt werden sollte, immer unten am Grund des Motivs schwimmt.

Nur wenn das Tier krank war und seine Haut nicht in Ordnung war, dann waren die Haarwurzeln zerstört, die Wolle oder die Haare hatten keinen festen Halt mehr im Leder der Haut. Die Haare lösten sich, stiegen nach oben und es bildete sich auf der Oberfläche dieser Bottiche eine große Masse von Wolle oder Haaren. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas mit der Ware, die in diesem Bottich schwamm, nicht stimmte.

Und jetzt sah Thomas auf den Fotos, die dem Brief der Gerberei beigefügt waren, dass in einem sehr großen Bottich eine Unmenge von Fasern und Haaren in den verschiedensten Farben zusammengeklebt an der Oberfläche schwammen.

Ein untrüglicher Beweis dafür, dass die Ware, die in diesem Bottich war, in keinem Fall einen weiteren Gerbprozess und damit ein schönes Pelzfell ergeben wird.

Nur dass es sich hierbei nicht um einfache und preiswerte Lammfelle oder Kaninchenfelle handelte, sondern um seine exklusiven und sehr teuren Ozelots, Wildkatzen und Otterfelle aus dem mittleren und oberen Amazonas.

Der Auftrag

Don Levin kannte die internationalen Handelsgesetze genauso gut wie das Alte Testament. Er wusste, dass man eine Ware, die aus dem Ausland und besonders aus Übersee kommt, nur dann reklamieren konnte, wenn sie in dem Zustand war, in dem sie vom Ausland aus abgeschickt wurde.

In dem Moment, wo man eine Ware weiter verarbeitete – zum Beispiel aus Kakao-Bohnen Schokolade oder aus Naturkautschuk Autoreifen produzierte – konnte man nicht reklamieren, wenn die Schokolade nicht schmeckte oder die Autoreifen defekt waren. Das war internationales Recht und alle hielten sich daran.

Don Levin sah Thomas an und sagte nur ganz kurz, dass hier etwas im wahrsten Sinne des Wortes faul gewesen sein muss – sonst würde sich diese Katastrophe in der Gerberei nicht ereignet haben. Den Verlust wird seine Firma tragen müssen und als Konsequenz bliebe die logische Tatsache, dass man sich von Thomas trennen müssen wird, weil man so etwas nicht noch einmal erleben möchte.

Auf der anderen Seite hat Thomas in den ganzen letzten Jahren bewiesen, dass er korrekt seine Aufträge ausgeführt und die Waren abgeliefert hatte. Es wäre oftmals ein Leichtes gewesen für Thomas, sich mit den großen Geldsummen, die das Handelshaus Müller & Cie ihm als Vorschuss gab, ein schönes Leben zu machen.

Das ist nie passiert und deswegen respektiere man nach wie vor die persönliche Integrität von Thomas und seinen Mitarbeitern.

Aber man kann ihm jetzt nur als Auftrag mitgeben, sich umgehend um diese so unangenehme und kostspielige Angelegenheit zu kümmern.

Mit diesem Auftrag verabschiedete Don Levin seinen Besucher. Thomas flog deprimiert und ziemlich verzweifelt zurück. Erst zu seiner Frau, der er aber nichts über die ganze Sache erzählen konnte, und dann zu seinen treuen Mitarbeitern, die auf seinem kleinen Dampfer in Manaus auf seine Rückkehr warteten.

Keine Erklärungen

Thomas konnte seinen beiden brasilianischen Mitarbeitern nichts von dem erzählen, was er einige Zeit vorher in der Schweiz erlebt hatte.

Die beiden waren nie aus Brasilien herausgekommen und hatten nicht die geringste Ahnung, wozu diese Felle der Amazonas-Region verwendet wurden.

Thomas hingegen war trotz seiner ausgeprägten Fantasie auch nicht auf die Idee gekommen, den beiden als Verwendungszweck irgendetwas von Zaubermedizin oder Geisterbeschwörung oder sonst irgendetwas zu erzählen – dafür respektierte er die beiden viel zu sehr.

Auf der anderen Seite ist es absolut unmöglich, einem Brasilianer im Amazonasgebiet zu erklären, dass Frauen im anderen Teil der Welt diese Felle benutzen, um sich damit eine Jacke oder einen Mantel machen zu lassen.

Er hatte am Anfang einmal überlegt, dies seinen beiden Freunden zu erklären, war aber von den Gedanken doch abgekommen. Somit war die Situation seiner beiden Brasilianer vergleichbar mit der Situation junger Afrikaner, die im Kongo oder benachbarten Ländern nach Kobalt und anderen seltenen Elementen schuften, um daraus am Ende Mobiltelefone und Computerteile zu machen.

Es gibt Grenzen, wo man die Fantasie seiner Mitmenschen nicht überstrapazieren sollte.

Blitze

Kurze Zeit später machten die drei sich wieder auf den Weg, um mit ihrem kleinen Boot eine etwas größere Siedlung aufzusuchen – in der Erwartung, dass sie dort wohl wieder neue Ware vorfinden würden.

Als sie am nächsten Tag gegen Mittag das Dorf erreichten, war die Situation anders als bei den vielen Malen zuvor. Sie wurden nicht mit Jubel und Geschrei kleiner Kinder im Wasser oder dem Klatschen der Mütter, die ihre Kinder aus dem Bereich des Motors ihres Bootes vertreiben wollten, begrüßt.

Sie wurden überhaupt nicht begrüßt.

Der Strand und die Anlegestelle der wenigen Einbaum-Boote, die hier in diesem Dorf benutzt wurden, waren leer.

Thomas machte sein Boot an einem Baumstamm fest, der aus dem Wasser ragte, und ging zusammen mit seinen beiden brasilianischen Begleitern den kurzen Weg ins Dorf.
Auf diesem nur knapp 100 m langen Weg vom Strand zur Haupthütte stellten alle drei dann noch eine weitere Veränderung fest, die sie ratlos machte.

Vom Dorf her stiegen kleine Blitze in den wolkenlosen Himmel, in unterschiedlichen Abständen und in verschiedener Intensität.

Die Regenzeit hatte noch nicht eingesetzt und dieser Tag war bisher sonnig und trocken verlaufen. Strom gab es in diesem Dorf nicht und Thomas und seine beiden Begleiter rätselten, was da jetzt vorging, was da blitzte und am Himmel funkelte.

Feinde hatten die Bewohner dieses Dorfes ihres Wissens nicht. Diese Dorfgemeinschaft war Teil eines Stammes, der als friedlich und einigermaßen problemlos galt. Deswegen hatte die Bezirksregierung sogar gelegentlich eine Lehrerin für die 20 bis 30 Kinder des Dorfes organisiert, welche mehrmals im Jahr mit ihrem Boot kam und für einige Wochen dort unterrichtete.

Sie beschlossen, den kurzen Weg zu Ende zu gehen.

Als sie nach einer Biegung ihres Weges direkt am Eingang des Hüttendorfes ankamen, waren sie ungefähr so überrascht wie jemand, der erfährt, dass er einen Riesenbetrag im Lotto gewonnen hat oder dass sein großer Lottogewinn gerade komplett geklaut worden ist.

Silberpapier

Die drei Besucher kamen aus dem Staunen nicht heraus. Ihnen bot sich ein Bild, das sie vorher nirgendwo auch nur ansatzweise gesehen hatten.

Vor den acht oder neun Häusern des Dorfes saßen Männer und Frauen auf einem Stuhl und fast jeder hatte ein Fell auf dem Schoß, vom kleinen Otterfell bis zum großen Jaguar. Diese Felle werden nach der Jagd getrocknet und fühlten sich ungefähr so an wie ein Stück großer Pappkarton.

Auf der einen Seite des Fells sind die Haare der Tiere und auf der anderen Seite das Leder.

Dann war neben diesen Bewohnern jeweils eine kleine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die kaum sprechen konnten, weil sie ihre Münder und Kiefern permanent mahlend bewegten.

So ungefähr wie eine Szene im Stummfilm, wo irgendjemand ein wunderschönes Gedicht rezitiert, man aber nichts verstehen kann von dem, was er sagt. Nur seine verschiedenen Mundbewegungen verrieten, dass er wohl am Sprechen war.

Neben den Kindern und Jugendlichen lagen haufenweise Papierschnipsel. Alle in derselben Aufmachung und Farbe, meistens grün-weiß, klein und länglich. Irgendwie kannte Thomas diese Papiere oder Schnipsel, aber konnte sich in diesem Moment nicht genau erinnern, wo er so etwas schon mal gesehen hatte.

Und dann lag neben den Jugendlichen und Kindern jede Menge Silberpapier.

Dieses Silberpapier glänzte, blinkte und zuckte in der grellen Mittagssonne und war mit Sicherheit der Auslöser all der kleinen Blitze, die man vom Boot aus schon über den Dächern der Häuser sehen konnte.

Neben den älteren Dorfbewohnern, die auf ihrem Stuhl saßen und die Felle auf ihren Knien bearbeiteten, waren jeweils ein Einer mit Wasser und ein Haufen Erde.

Diese Erde war nicht vom Strand, sondern es handelte sich um ganz normale Urwald-Erde, wie sie überall im Dschungel zu finden ist. Diese Erde war teilweise schwarz, teilweise grau, teilweise braun – aber immer dick, schwer und massig.

Das ganze war so skurril, dass Thomas nicht wusste, ob er jetzt im Kino war oder an einem Nebenfluss des Amazonas.

Die Dorfbewohner bemerkten die drei Neuankömmlinge zuerst gar nicht. Sie waren so intensiv mit dem beschäftigt, was sie da gerade taten, dass sie keine Zeit hatten, sich um ihre Umgebung zu kümmern.

Alle waren beschäftigt und hoch konzentriert bei ihrer Arbeit – und so konnte Thomas allmählich immer besser sehen, was hier vor sich ging.

Die kleinen Jungen und Mädchen hatten einen Riesenspaß daran, immer neue Kaugummipakete aufzumachen. Die grün-weißen oder blau-weißen Kaugummi-Paketumschläge wurden weggeschmissen, das Silberpapier, in das die Kaugummis eingewickelt waren, wurde ebenfalls auf den Boden geschmissen und sofort verschwand das Kaugummistückchen im Mund der kleinen Wiederkäuer.

An einer anderen Hütte sah er Kinder, die dort gerade ein Stückchen durchgekautes Kaugummi aus dem Mund nahmen und es ihrer Mutter oder Tante gaben.

Diese Mütter oder Tanten nahmen das zermampfte Kaugummi in die Hände und formten mit ihren Fingern daraus eine kleine oder größere Kugel.

Dann pressten sie das Kaugummi kräftig auf die Rückseite des Fells, das sie auf ihrem Schoß hatten. Warum sie das tat, war völlig unklar und Thomas kam aus dem Staunen nicht raus.

Die nächste Person bückte sich, nahm eine kleine Schaufel in die Hand und fischte damit einen kleinen Haufen dunkler Urwald-Erde aus dem Haufen, der neben dem Stuhl lag. Diese dunkle Erde wurde dann sorgfältig über das Kaugummi verstrichen und verschmiert.

Schließlich nahm man einen kleinen Lappen, feuchtete ihn in dem Wassereimer an und wischte damit sorgfältig über die dunkle Erde, das darunterliegende Kaugummi und den Rest des Leders.

Dann wurde das ganze beiseite gelegt und die gesamte Prozedur begann von neuem mit dem nächsten rohen Pelzfell.

Die Kinder kauten ihr Kaugummi, das Kaugummi wurde im Mund durchgekaut, auf das Fell gedrückt und dann begann der zweite Teil dieses so sonderbaren Prozesses. Alles wurde mit Erde beschmiert, die Erde wurde gleichmäßig auf der Rückseite des Fells verstrichen. Dann wurde alles getrocknet und weggelegt.

Es gab in Manaus zwar inzwischen einige Kinos, aber was Thomas hier sah, erinnerte ihn an irgendwelche Stummfilmszenen aus den Zeiten von Charlie Chaplin – und die hat es mit Sicherheit in Brasilien zu keiner Zeit in irgendeinem Kino in Manaus gegeben.

Jetzt hatte Thomas genug gesehen.

Er grüßte mit lauter Stimme seine Freunde und nannte den Bürgermeister, den er gut kannte, bei seinem Namen.

Alle erstarten.

Die Kinder hörten sofort auf ihr Kaugummi weiter zu kauen. Die Erwachsenen stoppten alles, was sie gerade machten und blickten erschrocken auf die drei Männer, die in einiger Entfernung am Ende des Weges standen und mit kräftiger Stimme allen einen guten Tag wünschten.

Wer konnte, erhob sich von den Stühlen und schlich ganz schnell und leise ins Innere seiner Hütten, wo normalerweise keine Fremden etwas zu suchen hatten.

Die Kinder wussten nicht, was sie machen sollten, sie konnten nicht schreien oder sich sonst wie artikulieren, weil sie fast alle den Mund noch randvoll mit Kaugummi hatten.

Schließlich spuckte einer der Jungs das aus, was er gerade in seinem Mund bearbeitet hatte und sagte zu Thomas und seinen Begleitern ebenfalls „Guten Tag“.

Das hatte er von seiner Lehrerin so gelernt.

Die beiden Begleiter schüttelten nur den Kopf und schielten verstohlen auf Thomas in der Hoffnung, dass er ihnen irgendein Zeichen geben würde, was sie jetzt machen sollen.

Thomas selber war von diesem ganzen Stummfilm, der hier in den letzten Minuten vor seinen Augen ablief, so verstört und verwirrt, dass ihm auch nichts Besseres einfiel als einfach nur „Guten Tag, liebe Leute“ zu rufen.

Die Frau des Häuptlings war eine der wenigen, die schnell reagierte – sie kam Thomas mit einem Krug voll Obstsaft entgegen und wünschte allen drei Besuchern eine schöne Zeit. Damit war der Bann gebrochen und ein bisschen Normalität wieder hergestellt.

Der Polizist

Der Häuptling sah, dass er keine andere Möglichkeit hatte, als die Besucher jetzt in die größte Hütte zu bitten, in der er selber wohnte und wo normalerweise kleinere oder größere Versammlungen der Dorfbewohner stattfanden.

Man setzte sich an einen Tisch und schwieg.

Auf der einen Seite Thomas mit seinen beiden Begleitern und auf der anderen Seite der Häuptling mit seiner Frau – keiner fing an irgendetwas zu sagen.

Alle anderen hatten es vorgezogen, sich still und heimlich in ihre eigenen Hütten zurückzuziehen. Was jetzt in der Häuptlingshütte besprochen werden würde, das wollte niemand freiwillig miterleben.

Thomas wusste, dass er warten musste, bis der Häuptling anfing zu reden. Das wusste auch der Häuptling, aber er wusste nicht, wie und was er reden sollte. Schließlich fing die Frau des Häuptlings an zu sprechen. Ihr war wohl klar geworden, dass irgendjemand diese Situation jetzt retten musste, und sie war dazu bereit.

Die Frau des Häuptlings

„Thomas“, begann sie, „du kommst uns jetzt schon viele Jahre besuchen, du bringst uns Sachen, die wir benötigen und du bekommst von uns das, was du gerne haben möchtest.
Es hat in all den Jahren dabei nie großen Streit oder Probleme gegeben, das wissen wir alle.

Vor einigen Monaten gab es im Süden Brasiliens irgendeine Revolution oder einen Aufstand, genaues weiß ich auch nicht.

Wir hörten, dass die neue Regierung in jeder Provinz einen General ernannte, der über dem Gouverneur seiner Provinz stand und dem Gouverneur sagen konnte, was die drei Generäle, die in der Hauptstadt die Macht übernommen hatten, befohlen hatten.

Auch unser Gouverneur hier in unserer Provinz musste irgendeinem neuen General gehorchen. Da diese Revolution nur eine von mehreren war, die in den letzten Jahren in unserem Land stattfanden, hatte die Revolutionsregierung wohl Angst, dass ihre neue Regierung schnell wieder von anderen Militärs abgesetzt und weggeputzt wird.

Deswegen war einer der ersten Befehle, den der neue General unserem Gouverneur gab, folgender:

Sämtliche Gewehre und die dazu gehörende Munition werden verboten und konfisziert.
Alle Gewehre sollten abgeliefert werden, mitsamt Munition und allem, was dazu gehört.
Wer sich weigert, wird ins Gefängnis kommen.

Kurze Zeit später kam ein Polizeiboot aus Manaus hier bei uns vorbei und der Polizist erzählte uns, was sein Befehl war.

Unsere Männer mussten ihre Jagdgewehre, mit denen sie seit vielen Jahren auf die Jagd gingen und all ihre Munition- alles mussten sie abliefern. Und es war völlig unklar, was jetzt mit uns geschehen wird.

Irgendwie zur Wehr setzen konnten wir uns nicht, sonst hätten wir einige Tage später eine Militär-Patrouille bei uns im Dorf gehabt und wer weiß, was dann geschehen würde.

Aber ohne Gewehre und Munition konnten wir auch nicht weiter auf Jagd gehen.

Das war die Situation vor einigen Monaten und wir dachten, dass du wahrscheinlich hierüber auch informiert warst.

Neue Gewehre

Mein Mann und ich fuhren nach Manaus und kauften das einzige, was noch erlaubt war für die Jagd. Das waren kleine dicke Gewehre, in die man eine Munition steckte, die viel weniger gefährlich war als die Munition unserer normalen Gewehre.

Wenn man damit auf einen Baum zielte, traf man nicht nur den Baum, sondern auch sehr viele Blätter, die sich um den Baum herum rankten und diese Blätter wurden auch alle getroffen.

Es gab keinen dicken Schuss in der Mitte des Baumes, sondern überall waren kleine Löcher. In dem Baumstamm, in den Zweigen und den Blättern um den Baum herum.

Thomas unterbrach sie hier kurz und sagte, dass er solche Waffen kennen würde, man nennt sie in seiner Sprache Schrotwaffen und in der Munition sind bis zu 100 kleine und ganz kleine Kugeln, die sich beim Abschießen aus der Munition herauslösen und das Ziel nur ungenau treffen.

Dafür aber an sehr vielen kleinen Stellen gleichzeitig. Solche Schrotgewehre hatte man früher auch in seiner Heimat, aber sie werden schon lange nicht mehr benutzt.

Die Frau des Bürgermeisters nickte mit dem Kopf und sagte: „Ja, das sind wohl diese Waffen, die mein Mann und ich da in Manaus dann gekauft haben.

„Und dann“, fuhr sie fort, „hatten wir gesehen, was hier bei uns passierte“:

„Wenn unsere Männer ein paar Tiere erlegt hatten und wir das Fell zum Trocknen und zum Bearbeiten vorbereiteten, dann sahen wir, dass in dem Fell statt einem Loch von einer Kugel jetzt 20 oder 30 oder noch mehr kleine und kleinste Löcher waren.

Das muss wohl mit diesen komischen Arten von Gewehren zu tun haben, die mein Mann da gekauft hatte.

Wir wissen natürlich auch, wie du sorgfältig immer jedes einzelne Fell, das du bei uns kaufst, kontrollierst. Du hast die Felle immer in der Sonne gehalten, um zu sehen, ob das Fell durch die Kugel des Jägers nur ein bisschen beschädigt oder stärker beschädigt war.
All das konntest du sehr gut sehen, wenn man das Fell direkt in der Sonne gegen die Sonne hält. Und dann hast du entschieden, wie der Wert dieses Feldes ist, das du gerade in der Hand gehabt hast.

Das alles haben wir viele Jahre mit dir zusammen gemacht und ich denke, alle waren mit dem Ergebnis immer einverstanden und zufrieden. Jetzt aber hatten wir das Problem, dass die gleichen Felle nicht ein einziges Schussloch hatten, sondern zwanzig, dreißig oder mehr kleine Löcher hatten.

Wir wissen nicht, was mit den Sachen geschieht, die du bei uns kaufst. Wir können uns vorstellen, dass irgendjemand daraus irgendetwas produziert, aber ehrlich gesagt weiß niemand genau, was genau. Wir wissen aber, dass es irgendetwas mit Kleidung oder Stoff oder ähnlichen Sachen zu tun hat.

Und wir wissen auch, dass wir, wenn wir in Manaus einen Stoff für ein Hemd oder eine Hose kaufen, diesen Stoff genau kontrollieren.

Wenn der Stoff einige Risse oder Löcher hat, dann ist der wesentlich billiger und wir müssen ihn flicken und zusammennähen, bevor wir daraus dann ein Hemd oder eine Hose machen können.

Und so haben wir gedacht, dass es auch bei euch in deinem Heimatland so ähnlich sein muss. Und wenn das so ist, dann würden wir mit Sicherheit sehr viel weniger Geld für das bekommen, was wir dir verkaufen.

Und wir wissen auch nicht, wie in deinem Land diese „Tierstoffe“– sie meinte die Felle – genau verarbeitet werden. Aber mit Sicherheit ist es viel Arbeit, so viele kleine Löcher wieder zu stopfen und dicht zu machen.

Damit hörte die Frau des Häuptlings ziemlich abrupt auf in ihrer Erzählung.

Sie sah die anderen an und hoffte, dass ihre Erklärung verstanden wurde.

Und nun?

Thomas war im Laufe dieses Monologes der Häuptlingsfrau alles klar geworden. Er hatte die letzten beiden Male hier Ware gekauft, die mit Schrot geschossen war. Und die Indios hier in diesem Dorf haben selbstständig eine Form gefunden, wie sie die Schrotlöcher in dem Produkt unsichtbar machen.

Und zwar so gut, dass ihm die letzten beiden Male, als er hier die letzten beiden Sendungen Stück für Stück übernommen hatte, nichts aufgefallen war von diesen ganzen Löchern in den Fellen.

Die waren perfekt mit Kaugummi zugeklebt und mit Erde überstrichen und verschmiert, sodass die Felle aussahen wie ganz normale Ware, die er jahrelang hier übernommen hatte.

Und jetzt überlegte er intensiv, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte.

Aufstehen und die gesamten Dorfbewohner des Betrugs bezichtigen – das kam nicht infrage. Sie zu loben für die geschickte Lösung ihres Schrotgewehr-Problems kam ebenfalls nicht infrage.

Und am wenigsten kam infrage, dass er ihnen jetzt erzählte, was in Europa mit dieser Ware geschehen war und was die Konsequenzen für ihn und seine Kunden waren.

Er konnte es nicht erlauben, dass weder sein Gegenüber noch er selber das Gesicht verlieren würden.

Aber in irgendeiner Form musste trotzdem alles geklärt werden.

Die Großmutter

Nach kurzem, intensivem Nachdenken hatte er eine Lösung für diese Situation.

Er erinnerte sich noch einmal an seine Großmutter. Sie lebten damals in einem kleinen Dorf in einem sehr armen Gebiet südlich von Köln.

Durch das Dorf floss ein kleiner Bach, an dem die Frauen des Dorfes ihre Wäsche säuberten. Sie kamen mit einer Wanne, einem Waschbrett und einem dicken Stock zum Fluss und alles wurde in dem klaren Wasser des Baches gereinigt. Dann mit dem Waschbrett hin und her gerieben und am Ende mit dem dicken Stock geschlagen, damit der Dreck und Schweiß und alles, was in der Wäsche war, herausgespült werden konnte.

Dieser Stock- er erinnerte sich daran, dass man ihn „Schlegel“ nannte- war aus Holz und stark und stabil. Und er erinnerte sich jetzt auch daran, dass die Frauen hier in den Dörfern im Prinzip noch heute das gleiche machen wie seine Großmutter seinerzeit.

Sie gingen zum Fluss mit den Sachen, die sie säubern wollten, und schlugen mit einem Stock auf Hemden und Hosen, damit der Dreck rausfiel.

Dann nahm sie die Sachen in die Hand und drehten alles in ihren Händen, sodass der Rest des Wassers heraustropfte. Diese dann ziemlich trockenen und gewaschenen Klamotten wurden danach in den Schatten gelegt und fertig war der ganze Waschprozess.

Und mit diesem Bild im Kopf fing Thomas jetzt an, die Situation für sein Gegenüber und auch für sich selber zu retten.

Waschen

Er war sich im Klaren darüber, dass er keinerlei Anschuldigungen machen durfte. Schließlich hatte er selber Stück für Stück diese kunstvoll manipulierten Felle zweimal vor längerer Zeit übernommen und damit deren Zustand akzeptiert und die Ware korrekt bezahlt.

Er musste aber gleichzeitig jetzt allen klarmachen, dass diese Behandlung mit Kaugummi und schwarzer Erde nicht mehr erlaubt werden kann.

Er stand auf und bat die gute Frau des Häuptlings darum, dass sie mit einigen von den Fellen, die sie gerade bei ihrer Ankunft bearbeitet hatten, gemeinsam zum Fluss gehen.

Sie sollen auch die Sachen mitnehmen, die sie normalerweise für das Waschen ihrer Kleidung benötigen.

Jetzt war es an der Frau des Häuptlings, ihn ziemlich sprachlos und entgeistert anzusehen. Aber auch ihr blieb nichts anderes übrig als dem Wunsch von Thomas zu folgen.

Und somit setzte sich eine kleine Gruppe mit allem, was zum Waschen nötig war sowie einigen Fellen, die mit Kaugummi und Erde verklebt waren, in einer sehr ungewöhnlichen Prozession zum Strand.

Dort erklärte Thomas dann den Frauen, die mitgekommen waren, folgendes:

Ihr wisst genau, wie man Wäsche säubert. Ihr benutzt Wasser und klopft den Dreck dann aus der nassen Kleidung. Die Frauen nickten, soweit hatten sie Thomas verstanden.

Thomas fuhr dann fort: „Genau das Gleiche machen die Frauen in Europa, aber nicht nur mit der Wäsche, sondern auch mit diesen Tierfellen, die ich immer bei euch kaufe.

Und damit ihr jetzt alle sehen könnt, was passiert, wenn man diese Felle so wäscht wie ihr eure Wäsche macht, machen wir es jetzt genauso wie es mit euren Jacken und Hosen macht:

Und damit reichte er jeder der Frauen, die inzwischen am Ufer des kleinen Flusses Platz genommen hatten, einige von den Fellen, die er mitgebracht hatte.

Er bat sie, diese Felle genauso zu behandeln, als ob sie eine Jacke oder eine Hose seien.
Die Frauen waren verblüfft und etwas eingeschüchtert, aber es blieb ihnen nichts anderes übrig, als dem Wunsch von Thomas zu folgen.

Die Felle waren ziemlich hart, weil sie ja vorher getrocknet waren.

Aber nachdem die Frauen diese Felle einigen Minuten im Fluss hin und her geschwenkt hatten, wurde jedes Fell wieder weich und geschmeidig.

Und jetzt forderte Thomas die Frauen auf, mit dem eigentlichen Waschen und Säubern anzufangen.

Die erste Frau ergriff etwas bedächtig ihren Holzknüppel, den sie wie immer dabei hatte und der nach Thomas Erinnerung früher in Deutschland Schlegel genannt wurde.
Mit diesem dicken und sehr harten Stock klopfte sie dann ein paar Mal gegen das Leder des Felles.

Thomas erinnerte sich dabei an das Bild, wie er als Junge zu Hause den Teppich aus dem Wohnzimmer über ein zwischen zwei Bäumen gespanntes Seil gelegt hatte und mit dem Teppichklopfer dann anfing, sehr kräftig auf den Teppich einzuschlagen, damit Staub, Dreck, Krümel und alles andere aus dem Teppich rausfallen konnte.

Die Frauen des Dorfes fingen an, die Felle etwas zu schlagen. Erst ein ganz bisschen, ganz wenig und fast zärtlich.

Thomas aber forderte sie auf, stärker zu klopfen, weil sonst der Dreck nicht rauskommt.
Und dann schlugen die Frauen auf die Felle ein, so wie sie bei Jacken, Hosen und Röcken gewohnt waren.

Und jetzt geschah das, was Thomas sich vorher überlegt hatte. Nach wenigen Momenten öffneten sich in jedem Fell kleine Löcher. Die Erde war rausgetropft und zurück in den Fluss geflossen und die kleinen Kaugummi-Kugeln, die in die Löcher im Fell hineingepresst worden waren, sie fingen an, sich durch das Klopfen aus ihren Löchern zu lösen und fielen nach und nach alle entweder auf den Strand oder auf die Wasseroberfläche, wo sie in kleinen Gruppen herumschwammen, denn Kaugummi schwimmt meistens und geht nicht unter.

Nach wenigen Augenblicken hatten die Frauen, die auf diese Art und Weise ihre Felle bearbeiteten, das Resultat in der Hand:

Es waren die Felle mit 20, 30 oder mehr kleinen und sehr kleinen Löchern, wie jetzt klar zu erkennen war.

Man brauchte das Fell gar nicht gegen die Sonne zu halten, die Löcher waren auch so mit bloßem Auge gut zu erkennen.

Der Häuptling sah das Ganze aus einiger Entfernung an und ihm war klar, dass er soeben überführt worden war.

Ob er eine Strafpredigt von Thomas erwartete oder nicht, wusste niemand, wahrscheinlich auch er selber nicht.

Aber Thomas hatte jetzt auf eine einigermaßen intelligente Art den Dorfbewohnern klargemacht, dass er genau wusste, was sie gemacht hatten und dass er ohne große Rede und Gesten den Beweis erbracht hatte, dass hier eine Ware mit vielen kleinen Löchern und Defekten die Ursache aller Probleme war.

Das Versprechen

Man ging zurück ins Haus, es war inzwischen schon später Nachmittag geworden und jeder erwartete jetzt irgendeine Reaktion von Thomas.

Thomas trank in Ruhe seinen Fruchtsaft aus und sagte dann zum Häuptling und seiner Frau:

„Wir wissen jetzt alle, warum ihr mir die letzten beiden Male solche Ware gegeben habt.
Wir wissen auch, dass ich nicht erkannt habe, was ihr mit eurem Kaugummi und der Erde da gemacht habt.

Wir wissen aber auch, dass ich inzwischen weiß, was hier passiert ist. Ich möchte nicht von Schuld reden, ich möchte auch nicht von Absicht reden.

Ich möchte einfach davon reden, dass wir alle uns mit Sicherheit auch in Zukunft noch benötigen. Das bedeutet, dass ihr jemanden braucht, der euch eure Ware abkauft und ich jemanden brauche, der mir diese Ware bringt.

Nur darf es nie wieder so etwas sein, wie wir es jetzt gerade gesehen haben.

In meiner Heimat hat man ebenfalls genau das herausgefunden, was wir alle eben am Strand gesehen haben.

Man hat die Felle, die ich bei euch gekauft habe, gewaschen und sauber geklopft und dabei sind dann diese vielen, vielen kleinen Löcher und Beschädigungen ans Licht gekommen.

Nur ganz wenige der Waren konnten wir reparieren. Das meiste war nicht mehr zu gebrauchen.

Ich werde euch nicht bestrafen oder irgendwie sonst zur Verantwortung ziehen.

Ich selber habe die Ware Stück für Stück besichtigt und übernommen und es ist meine freie Entscheidung gewesen, diese Ware zu kaufen.

Aber von jetzt an müssen wir uns gegenseitig versprechen, dass wir uns immer die Wahrheit sagen. Und zwar die ganze Wahrheit, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist.

Ihr dürft euch nie wieder etwas überlegen, wie man mir etwas verkaufen kann, was nicht so ganz in Ordnung ist.

Und ich muss mir überlegen, ob ich euch weiterhin vertrauen kann und ob ich weiterhin hier zu euch kommen kann. Wenn wir alle jetzt und in Zukunft auf diese Weise zusammenarbeiten, denke ich, dass es für uns gemeinsam auch Zukunft geben wird.

Wie lange die jetzige Regierung an der Macht ist, weiß niemand. Das Verbot der Jagdwaffen wird irgendwann aufgehoben werden, denn nicht nur sie, sondern viele andere Bewohner hier an den Flüssen des Amazonas haben darunter gelitten, dass sie sich nicht mehr gegen Jaguar und Panther verteidigen können.

Ich bin sicher, dass die Regierung das einsieht und dass ihr dann wieder eure normalen Waffen zurückbekommen werdet. Bis dahin müssen wir warten und ich denke, das wird möglich sein.

Damit setzte er sich wieder hin und sah, wie seine Gegenüber nickten und ihm vertrauensvoll die Hand entgegenstreckten.

Man schüttelte sich die Hand, sagte irgendetwas leise, was niemand genau verstand und ging auseinander.

Thomas ging mit seinen beiden Freunden zurück auf ihr kleines Boot, die Dorfbewohner zurück in ihre Hütten und die Spannung des Tages war aus den Gesichtern und Gedanken aller Beteiligten herausgegangen.

Prolog

Thomas schrieb noch am gleichen Abend einen langen Bericht an Don Levin.

Man sah sich weiterhin in Zürich und arbeitete zusammen, solange die Mode und die Einstellung der Menschen es verlangten.

Später traf man sich gelegentlich privat. Und redete dabei auch über eine lang zurückliegende Episode Silberpapier.

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